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Panorama: Aus der Gewalt eines Sexualverbrechers befreit

Ein 13-jähriges vermisstes Mädchen in Dresden befand sich fünf Wochen lang in der Hand des Täters

Es hatte Aufrufe gegeben, Großfahndungen, Demonstrationen. Am Mittwoch wurde die fünf Wochen lang vermisste Stephanie aus Dresden von der Polizei aus den Händen eines Sexualverbrechers befreit. Der 35-jährige Mann wurde festgenommen. Er ist wegen Sexualdelikten vorbestraft und lebte seit einigen Jahren in Freiheit. Der Mann habe „massive sexuelle Übergriffe“ an der Gymnasiastin vorgenommen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Avenarius. Die Behörde ermittle unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern.

Auf die Spur des Mannes führte ein Zettel mit einem Hilferuf, den ein 31-Jähriger am Vormittag an einem Papiercontainer gefunden und bei der Polizei abgegeben hatte. Die darauf angegebene Adresse sei überprüft und die Wohnung mit einem Schlüsseldienst geöffnet worden.

Einzelheiten zu Stephanies Martyrium wurden mit Rücksicht auf die Familie nicht genannt. Über Umstände und Details der Entführung wollen Staatsanwaltschaft und Polizei am heutigen Donnerstag ausführlich informieren.

Nach dem Verschwinden der als zuverlässig geltenden Schülerin am 11. Januar auf dem Schulweg hatte die Polizei tagelang mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Die Ermittler der Sonderkommission „Stephanie“ rechneten mit allem: vom Unfall bis zum Verbrechen. Zuletzt wurden sogar die Gäste der Pension des Vaters überprüft und die tschechische Polizei im Grenzgebiet in die Fahndung einbezogen.

Die genaue Vorgeschichte über frühere Verbrechen des Täters und die Gründe, warum er sich in Freiheit befand, waren am Mittwoch weitgehend unklar.

Noch am Vormittag hatte die Polizei im Fall Stephanie im Dunkeln getappt. Und ebenfalls am Vormittag waren im gutbürgerlichen Dresdner Stadtteil Striesen mehrere hundert Menschen auf die Straße gegangen. Sie wollten an das ungewisse Schicksal der 13-Jährigen erinnern. Unter den Teilnehmern des Schweigemarsches waren auch viele Mitschüler.

Ungefähr zur selben Zeit entdeckte ein Anwohner in Striesen an einem Papiercontainer einen Zettel. Es war der handgeschriebene Hilferuf von Stephanie. Sie war nach ersten Ermittlungen auf dem Schulweg entführt worden und befand sich dann die ganze Zeit in der Gewalt eines vorbestraften Sexualverbrechers. Das Mädchen hatte am 11. Januar gegen sieben Uhr früh mit seinem rotfarbenen Anorak, einer schwarzen Hose und einer bunten Bommelmütze ihr Elternhaus verlassen, war aber nie in ihrem Gymnasium angekommen.

Am Mittwochabend teilten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz in der Polizeidirektion erste Einzelheiten der Ermittlungen mit. Ein Polizeisprecher sagte, Stephanie sei über fünf Wochen von dem 35-Jährigen gefangen gehalten worden. Für das Mädchen muss es ein Martyrium gewesen sein. Die Tatwohnung liegt im selben Viertel, in dem auch Stephanies Elternhaus steht. Der Täter lebte unauffällig in einem Mehrfamilienhaus, niemand der Nachbarn hatte offensichtlich etwas bemerkt.

Der Festgenommene soll am heutigen Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. (mit dpa)

Lars Rischke[Dresden]

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