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Panorama: Aus dunkler Tiefe der Geschichte

„Titanic“-Regisseur James Cameron zeigt Interesse an der Bergung des deutschen Kriegsschiffes „Admiral Graf Spee“ in Montevideo

Am 17. Dezember 1939, um 17.52 Uhr, löste das Panzerschiff „Admiral Graf Spee“ im Hafen von Montevideo zum letzten Mal seine Taue. Die Fahrt dauerte nur zwei Stunden und drei Minuten, dann dröhnten gewaltige Explosionen über die Mündung des Rio de la Plata, und das Schlachtschiff, in aussichtsloser Situation auf Befehl von Kapitän Hans Langsdorff von der Besatzung gesprengt, versank in den Fluten.

Lukrative Dokumentationen

65 Jahre später könnte das Wrack aus den Tiefen wieder auftauchen. Nach einem Bericht der Agentur AFP soll die „Graf Spee“ gehoben werden, möglicherweise beginnen die Arbeiten schon in wenigen Wochen. Das stellte zumindest Alfredo Etchegaray in Aussicht, er besitzt die Rechte an dem Schiff. Der Zweck der Bergung bleibt bislang unklar. Das Wrack inspiriere mehrere Filmemacher, darunter US-Regisseur James Cameron, hieß es. Er wolle nach Montevideo kommen, um die Überreste des Schiffes zu besichtigen.

Spektakuläre Dokumentationen lassen sich gut verkaufen, sowohl in Kinos als auch im Fernsehen. Überraschend wäre Camerons Interesse nicht, hat er doch für Wracks ein ausgewiesenes Faible. Sein Science-Fiction-Film „Abyss“ (1989) handelte von der Suche nach einem verlorenen Atom-U-Boot, wenige Jahre später drehte er mit „Titanic“ den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Der Stoff um den versunkenen Luxusdampfer hat ihn jetzt noch einmal zu einem Besuch in der Tiefe bewogen, der 3D-Dokumentarfilm startet am 2. Februar im Berliner Imax-Kino am Marlene-Dietrich–Platz, in den anderen deutschen Imax-Kinos einige Wochen später. Auch zu einem militärischen Wrack ist Cameron schon abgetaucht, um darüber einen Dokumentarfilm zu drehen: zur „Bismarck“, die am 27. Mai 1941 im Nordatlantik versenkt worden war.

Den Durchhaltebefehlen der NS-Führung folgend, hatte der Kapitän der „Bismarck“, Ernst Lindemann, selbst dann noch nicht aufgegeben, als sein manövrierunfähiges Schiff nicht mehr die geringste Chance hatte. Der Kapitän der „Graf Spee“ hatte in ähnlicher Situation anders entschieden – und so die Mehrzahl seiner Mannschaft vor dem Tod bewahrt.

Die „Graf Spee“ war noch vor Kriegsausbruch in den Südatlantik entsandt worden und hatte Ende September einen Handelskrieg gegen den britischen Nachschub begonnen. Innerhalb zweier Monate gelang die Versenkung von neun Handelsschiffen. Sie erfolgte grundsätzlich erst, nachdem die Besatzung des feindlichen Schiffes von Bord gegangen war. Durch Funksprüche der Handelsschiffe konnte die britische Admiralität halbwegs abschätzen, wo die „Graf Spee“ wieder auftauchen würde.

Am Morgen des 13. Dezember 1939 ist es so weit: Vor der Mündung des Rio de la Plata treffen zwei britische und ein neuseeländischer Kreuzer auf den deutschen. Es kommt zu einem heftigen Artillerieduell, das größte der britischen Schiffe, die „Exeter“, wird schwer beschädigt und dreht ab, doch auch die „Graf Spee“ hat massive Treffer erhalten.

Eine Rückkehr nach Deutschland ohne vorherige Reparatur ist unmöglich, zudem ist die Munition knapp geworden. Kapitän Langsdorff bricht den Kampf ab und zieht sich in den Hafen von Montevideo, ins neutrale Uruguay zurück.

Die Instandsetzungsarbeiten würden Wochen dauern, die Behörden gewähren unter dem Druck der Briten nur eine Frist von 72 Stunden. Zugleich gelingt diesen durch gezielte Rundfunkmeldungen, bei den Deutschen den Eindruck zu erwecken, dass mittlerweile ein britisches Geschwader vor der Flussmündung lauere. Langsdorff lässt die Mannschaft bis auf eine Notbesatzung von Bord gehen, die Soldaten werden später in Argentinien interniert. Die „Graf Spee“ bricht zu ihrer letzten Fahrt auf.

Hitler soll in Berlin getobt haben, dass nicht „bis zur letzten Granate“ gekämpft wurde. Der Kommandant der „Graf Spree“ hat das wohl nicht mehr erfahren: Am 19. Dezember 1939 fand man ihn in seinem Zimmer im Marine-Arsenal von Buenos Aires tot vor. In voller Uniform und auf der Reichskriegsflagge liegend, hatte er sich erschossen.

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