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Ausbildung: Mc-Abitur beim Burgerbrater

In England darf McDonald’s künftig Ausbildungsgänge anbieten, die zur Hochschulreife führen.

Von wegen Mc-Jobs! Die Restaurantkette McDonald’s gehört zu den ersten drei britischen Unternehmen, bei denen man in Zukunft quasi das Abitur machen kann. Zusammen mit dem Schienennetzbetreiber Network Rail und dem Billigflieger „Flybe“ hat der britische Arm des globalen Burgerbraters das Recht erhalten, in Zukunft eigene Ausbildungsgänge und Qualifikationen zu entwickeln, die landesweit anerkannt werden müssen. Dabei darf McDonalds bis „Level 3“, also zur Hochschulreife ausbilden. Vom Filialmanager einer Burger-Bar kann es nun direkt an die Universität gehen.

Die Bildungsaufsichtsbehörde, die für Lehrpläne und Prüfungen zuständig ist, erteilte die Lizenzen im Rahmen eines Pilotprojekts. Aber Premier Gordon Brown ließ es sich nicht nehmen, die Initiative selber bekannt zu geben. Stolz zu seinen Füßen saß McDonald’s-Chef Steve Easterbrook, der eigens aus den USA angeflogen war. Brown hat sich die „Revitalisierung der berufsbezogenen Ausbildung“ in Großbritannien auf die Fahnen geschrieben und macht nun Reformpolitik an allen Fronten. Nicht nur das McDonald’s-Abitur ist neu. Die Zahl der Lehrstellen soll verdoppelt werden und vor einigen Wochen schon wurden neue Diplome der beruflichen Bildung angekündigt. Das Lernen an britischen Schulen soll berufsrelevanter und das Lernen in Betrieben wenige betriebsblind werden.

China produziere jährlich 200 000 Ingenieure, warnte Brown. „Vor einer Generation musste ein britische Premier sich um den Rüstungswettlauf Gedanken machen. Heute muss er sich um den globalen Wettlauf im Können und Wissen sorgen.“ Um Erfolg in der Zukunft zu haben, müsse eine Nation, „das Beste aus allen ihren Menschen herausholen“. McDonald’s sieht sich in diesem Wettlauf an vorderster Front dabei. Diese Erlaubnis bestätige, „wie gut unsere Ausbildungsgänge und unsere Standards sind“, freute sich Personalchef David Fairhurst. McDonald’s reagiere auf den Wunsch seiner Angestellten nach formaler Fortbildung. Seit Januar werde bereits eine extern anerkannte Qualifikation für Managerschulung erprobt. Eine Ausbildung zum McDonalds Filialleiter soll den britischen „A-Levels“ entsprechen.

Wobei man allerdings wissen muss, dass es schon heute möglich ist, mit Kursen wie Pferdepflege oder Kochen den Sprung an die Uni zu schaffen. Und auch McDonald’s hatte Häme vorausgesehen. Die Pressestelle war mit Fakten gut bewaffnet um zu beweisen, dass die Burgerkette seit Jahren zu den besten, geschätztesten und fürsorglichsten Arbeitgebern im Land gehöre. Nie sei der Personalwechsel so gering gewesen. Seit acht Jahren werde die Kette von der „Times“ regelmäßig zu den „100 besten Arbeitgeber für Hochschulabsolventen“ gerechnet. Sie habe jüngst vom „Guardian“ die Auszeichnung „Top Arbeitgeber 2007“ erhalten. 15 Millionen Pfund würden jährlich im Vereinigten Königreich in die Mitarbeiterfortbildung investiert und dank der Durchlässigkeit und der Chancen, die McDonalds seinen Mitarbeitern biete, hätten sich 80 Prozent der heutigen Filialleiter von stündlich bezahlten „Crew Members“ hochgearbeitet.

Genau das also, was die britische Regierung will: Denn Ziel der Initiative ist es, die Barrieren, zwischen der beruflichen Ausbildung in den Unternehmen und den staatlichen Qualifikationen niederzureißen, oder, wie der neue Arbeitsminister James Purnell es ausdrückte, „die snobbistische Arroganz gegenüber der beruflichen Bildung zu bekämpfen“.

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