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Panorama: Autoclub sieht schwere Sicherheitsmängel bei Reisebussen

ADAC reagiert auf Verkehrsunfälle und prüft 35 Unternehmen – nicht einmal jedes dritte erreicht wenigstens „gut“

Berlin . Die Sicherheit von deutschen Reisebussen muss erheblich verbessert werden. Diese „knallharte Forderung“ stellt der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) als Antwort auf das Ergebnis eines eigenen Praxis-Tests von 35 Busreisen. „In meinen Augen sind die Resultate unserer Untersuchung alles andere als ein Aushängeschild für die deutsche Busbranche“, sagt ADAC-Präsident Peter Meyer. Es müsse schleunigst ein einheitliches Gütesiegel für Reisebusse her, das den Verbrauchern verlässlich anzeigt, ob ein Unternehmen qualifizierte Fahrer und sichere Busse einsetzt.

Das Ergebnis des Tests, der zwischen August und September 2003 bei Tagesfahrten, Ferienreisen und Mietomnibusreisen durchgeführt wurde, gibt tatsächlich Anlass zur Sorge. Acht der getesteten Ausflugsfahrten und Ferienreisen fielen mit den Noten „mangelhaft“ oder gar „sehr mangelhaft“ durch. Lediglich zwei Angebote wurden mit „sehr gut“, weitere acht mit „gut“ bewertet. Die restlichen 17 Bustouren kamen über ein „ausreichend“ nicht hinaus. Somit erfüllte fast die Hälfte der Busreisen nur noch so gerade die Mindestanforderungen des Tests. Dem ADAC zufolge gibt es vor allem in puncto Sicherheit erheblichen Nachholbedarf. Mit dem Test reagierte der Automobilclub auf die zahlreichen schweren Busunglücke in den vergangenen Monaten.

Als gravierendste Mängel stellten die ADAC-Tester Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten der Busfahrer fest, überhöhte Geschwindigkeiten oder fehlende Sicherheitshinweise. Zudem sei oft die gar nicht oder vor Jahrzehnten absolvierte Notfallausbildung des Personals negativ aufgefallen. Nur die wenigsten Fahrer hatten eine spezielle Sicherheitsausbildung wie etwa ein Fahrertraining absolviert. Auch die in den Bussen teils bereits vorhandenen Sicherheitsgurte wurden oft nicht benutzt und die Fahrgäste auch nicht aufgefordert, sich anzuschnallen.

Der Testsieger setzte für eine Fahrt von Heilbronn nach Luzern einen fast neuen Reisebus ein und der Fahrer agierte fast völlig richtig. Der Testverlierer indes fuhr für eine Vereinsfahrt mit einem 14 Jahre alten Bus auf schwer beschädigten Reifen zum Ziel. „Die teilweise eklatanten Sicherheitsdefizite bei einigen Unternehmen machen deutlich, dass es höchste Zeit ist, freiwillig Maßnahmen zu mehr Sicherheit in den Reisebussen zu ergreifen. Tun sie dies nicht, wird der Gesetzgeber mit schärferen Regelungen und strengeren Kontrollen tätig werden müssen", sagt ADAC-Präsident Meyer.

Die Tester waren in ganz Deutschland unterwegs. An Hand einer Checkliste wurde der Sicherheitsstandard des Busses sowie die Fahrsicherheit des Personals während der Reise vom Zu- bis zum Ausstieg zunächst inkognito bewertet. Am Ende der Reise gab sich der Prüfer zu erkennen, um Fragen mit dem Fahrer zu klären und Dokumente zu überprüfen. Christian Gaca

Christian Gaca

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