zum Hauptinhalt

Panorama: Autodiebe klauen lieber in Deutschland Grund: Wegfall der Kontrollen nach Polen

Potsdam - Der Deutschen liebstes Spielzeug ist nicht mehr sicher vor Dieben – und das im eigenen Land. Vor einigen Jahren noch galt es als geradezu ausgemacht: Wer mit seinem Wagen nach Polen fuhr, musste damit rechnen, dass er geklaut wird.

Potsdam - Der Deutschen liebstes Spielzeug ist nicht mehr sicher vor Dieben – und das im eigenen Land. Vor einigen Jahren noch galt es als geradezu ausgemacht: Wer mit seinem Wagen nach Polen fuhr, musste damit rechnen, dass er geklaut wird. Diese Zeiten aber sind definitiv vorbei. Seit dem Beitritt Polens zum EU- Schengenraum Ende 2007 nahm dort der Diebstahl deutscher Wagen rapide ab – und in Deutschland selbst deutlich zu. Das geht aus einem internen Lagebrericht für die Innenministerkonferenz hervor, die sich am Freitag in einem Schlosshotel im mecklenburgischen Göhren-Lebbin mit dem grenzüberschreitendem Autodiebstahl befasst. Wörtlich heißt es in dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt: „In Verbindung mit dem auffälligen Rückgang der Auslandsentwendungen insbesondere in Tschechien und in Polen wird angenommen, dass eine Verlagerung der Entwendungstaten vom Ausland nach Deutschland hin stattgefunden hat und die Erweiterung des Schengenraums und der damit einhergehenden Ausnutzung des Wegfalls der stationären Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen zu Polen und Tschechien hierfür wesentlich ursächlich sein dürfte.“

Die deutschen Sicherheitsbehörden verzeichneten von 2007 bis 2011 einen Anstieg bei Autodiebstählen von 22,5 Prozent. 2008, also im Jahr nach der Erweiterung des Schengenraums, stieg die Zahl gestohlener Wagen erstmals seit 1993 wieder, nicht nur im Osten Deutschlands, dort aber besonders. In Brandenburg und Sachsen hat sich die Zahl der Diebstähle in der Zeit von 2007 bis 2011 verdoppelt. Betroffen ist aber auch Berlin: In der Bundeshauptstadt werden die meisten Autos geknackt und entwendet. Die Polizei stellte hier eine Zunahme von knapp 60 Prozent fest. 2011 waren rund 4200 Wagen zur Fahndung ausgeschrieben. Das sind einige hundert mehr als in Nordrhein-Westfalen, dem größten Bundesland, wo die meisten Autos überhaupt zugelassen sind.

Betroffen ist auch Norddeutschland, besonders Hannover und Hamburg und Teile von Nordrhein-Westfalen, hier besonders häufig Köln, Düsseldorf, Dortmund und Essen. Allein für Hamburg registrierten die Behörden einen Anstieg von fast 80 Prozent, für Mecklenburg- Vorpommern 45 Prozent und Schleswig- Holstein 34 Prozent.

Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes (BKA) und der Länderbehörden werden die meisten gestohlenen Autos nach Polen und weiter nach Osteuropa, sogar bis in die zentralasiatischen Länder Tadschikistan und Usbekistan gebracht. Es gibt Auftraggeber, die die Wagen etwa über Internetbörsen aussuchen, Hehler, Diebe und Fahrer, aber auch Späher und Lotsen. „Den Gruppierungen stehen Überwindungstools für Wegfahrsperren auch neuester Technik zur Verfügung“, heißt es im Lagebericht. Denn diese Werkzeuge gibt es auch in Internet. Besonders beliebt bei den bestens ausgerüsteten und technisch versierten Banden sind die Marken Audi, BMW und VW. Mercedes-Wagen sind immer schwieriger zu knacken, schreiben die Spezialisten in ihrem Papier für die Innenminister. Immer beliebter werden dagegen ausländische Marken wie Toyota und Skoda.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false