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Bad Reichenhall: Vermutlich 15 Tote bei Hallen-Einsturz

Zwei Tage nach dem Unglück von Bad Reichenhall bestätigt sich die traurige Vermutung: Helfer holten zwei weitere Jungen und ein Mädchen tot aus der eingestürzten Eissporthalle. Auch für die letzte vermisste Frau gibt es kaum noch Hoffnung.

Bad Reichenhall - Die Helfer hatten kaum Hoffnung, die Vermisste noch lebend zu finden. Immer wieder schneite es, während die Einsatzkräfte mit Baggern, aber auch mit Schaufeln und Schubkarren den Schutt beiseite räumten.

Die Städte und Gemeinden halten trotz des schweren Unglücks verstärkte Kontrollen bundesweit derzeit nicht für sinnvoll. «Es gibt bereits eine Vielzahl an Bauvorschriften», sagte das geschäftsführende Präsidialmitglied des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der dpa in Berlin. «Wir sollten erst die Ursache abwarten.» Auch das bayerische Innenministerium sieht derzeit keine Notwendigkeit für einen verbindlichen «Gebäude-TÜV». Zuerst müsse die Ursache des Unglücks geklärt werden, dann erst könne man über Konsequenzen reden, sagte der für Bauwerkssicherheit zuständige Bauingenieur Wolfgang Schubert der dpa.

Bei den meisten bisher geborgenen Toten handelt es sich um Kinder und Jugendliche, die am Montag die Schulferien für einen Nachmittag auf dem Eis nutzen wollten. Unter den Opfern sind ferner zwei Frauen. 34 Menschen wurden verletzt. Die Kriminalpolizei stellte Unterlagen sowie einzelne Bauteile aus dem zusammengestürzten Gebäude sicher. «Teile werden gesichert und nummeriert, um den Gutachtern die Ursachenforschung zu ermöglichen, erläuterte Polizeisprecher Hubertus Andrä. Spekuliert wird, dass die Halle Baumängel oder andere Schäden hatte.

Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier (Freie Wähler) wies Berichte zurück, nach denen ein bereits 2002 von der SPD-Stadtratsfraktion in Auftrag gegebenes Gutachten eine Sanierung der Hallendecke ergeben haben soll. «Das Dach war nicht sanierungsbedürftig», sagte Heitmeier. Es sei bei bisherigen Gutachten stets um die Hallentechnik und nicht um die Sicherheit gegangen. Das Unglück habe schweres Leid über die Stadt gebracht. Zuerst müsse die Bergung abgeschlossen werden, dann könne die Frage der Verantwortung geklärt werden.

Bis zum Mittwochnachmittag hatten die Helfer den größten Teil der Eisfläche abgesucht. Es fehle nur noch ein Bereich von 20 bis 30 Quadratmetern sagte Andrä. Eine unter der Eisfläche liegende Tiefgarage wurde geräumt und abgestützt. Am Vortag waren die Arbeiten zeitweise wegen Einsturzgefahr eingestellt worden. Im grellen Licht der Scheinwerfer hatten die Helfer die ganze Nacht über Trümmer beseitigt. Mit drei Spezialbaggern entfernten sie schwere Bauteile der Halle, um die Einsturzgefahr zu bannen.

Die Suche nach den Verschütteten bringe auch die Rettungshunde an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit, sagte Andrä. Ein Hund könne maximal 20 Minuten suchen, dann benötige er eine Pause. Auch wenn die letzte Vermisste gefunden wird, ist ihre Arbeit jedoch noch nicht beendet. Mindestens einmal soll die Eisfläche noch abgesucht werden. «Wir müssen sichergehen, das nicht noch eine Person da liegt, die nicht auf unserer Vermisstenliste steht.»

Vor dem Unglück war ungewöhnlich nasser und schwerer Schnee gefallen. Zwar wurde die Belastung des Daches kurz vor dem Einsturz überprüft, dennoch gibt es Spekulationen über Versäumnisse der Behörden am Unglückstag. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung.

Krisen-Interventionsteams kümmerten sich auch in der Nacht um Angehörige der Opfer. Vor allem die Angehörigen der drei noch vermissten Opfer würden derzeit betreut. «Die meisten sind geschockt und traumatisiert von dem Ereignis», fasste Malteser-Sprecher Peter Volk zusammen. Mit einer Lichterkette hatten am Abend zahlreiche Menschen der Opfer gedacht. Am Dienstag in einer Woche soll es in Bad Reichenhall einen Trauergottesdienst von Freistaat, Landkreis und der Stadt geben. (tso/dpa)

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