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Altstadt von Danzig

© dapd

Bahn: Zug um Zug zur EM

Ab Sommer will die Bahn direkt von Berlin nach Danzig fahren. Doch zu kaufen sind die Fahrkarten noch nicht.

Von Matthias Meisner

Pünktlich zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft will die Bahn eine Direktverbindung von Berlin nach Danzig anbieten, in eine der vier polnischen Städte, in denen die Spiele ausgetragen werden. Täglich um 15 Uhr 40 soll der Eurocity 55 "Daniel Fahrenheit" am Berliner Hauptbahnhof abfahren, nach knapp sieben Stunden und Halt in Frankfurt (Oder) und Posen um 22 Uhr 30 den Hauptbahnhof von Danzig erreichen. Zurück geht es von Gdansk Glowny täglich um 6 Uhr, mittags um 13 Uhr 12 ist die Ankunft in Berlin angekündigt. Doch buchbar ist die Verbindung auch sechs Wochen vor dem geplanten Start noch immer nicht.

Derzeit werde der Fahrplanwechsel zum Sommer vorbereitet, teilte die Deutsche Bahn interessierten Kunden mit. „Sobald alle Daten für den Fahrplanwechsel bekannt sind, werden die Daten auch ins Internet gestellt.“ Auch die polnische Bahn PKP als Betreiber der Verbindung muss noch beschwichtigen. Die beiden Zugnummern stünden noch nicht im Reservierungssystem, da der Vertrag über die tariflichen Bedingungen erst demnächst unterzeichnet werde, sagt Alina Leutner von der Generalvertretung der PKP in Berlin. Eventuell werde dies Ende April oder Anfang Mai der Fall sein.

Eine attraktive Möglichkeit, die geschichtsträchtige Stadt zu bereisen, ist in Sicht. Nach Halt in Danzig Hauptbahnhof fährt der Zug noch weiter bis nach Gdingen an die Ostseeküste. Voraussichtlich wird im Eurocity auch ein Speisewagen mitgeführt. Im Gespräch ist, ein Jahr lang zu testen, wie die Verbindung angenommen wird. Bisher müssen Bahnreisende aus Berlin nach Danzig mindestens einmal umsteigen, in Kutno, Posen oder Stettin, und sind etwa eine Stunde länger unterwegs.

Nichts gesagt ist damit über die Chance, auch auf der historischen Ostbahn den durchgehenden Zugverkehr von Berlin bis nach Danzig bald wieder aufzunehmen. Im Januar 1945 verkehrte hier der letzte durchgehende Zug von Berlin nach Königsberg. Bahnfans kämpfen seit Jahren um die Wiederaufnahme der Verbindung wenigstens bis Danzig, als Regionalexpress von Berlin-Gesundbrunnen über Küstrin und die polnische Provinz auf einer nicht elektrifizierten Strecke. Nach ihren Angaben handelte es sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, um die am meisten befahrene Strecke in Europa. Karl-Heinz Boßan, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Ostbahn, hofft noch immer, dass zur EM reisende Fans auch diese Verbindung werden nutzen können. Der Zug würde in Deutschland etwa auch in Strausberg halten.

Die Förderer der Ostbahn erhoffen sich von der Wiederbelebung auch Perspektiven für strukturschwache Regionen in Zentralpolen. Die Regierung in Warschau ist für die Aufnahme auch dieser Verbindung. Die „Märkische Oderzeitung“ zitierte Andreas Zylka von der DB Regio AG im März: „Diese Chance für die Ostbahn kommt nie wieder.“ Bisher scheitert das Projekt aber an einem Zuschuss von 650 000 Euro, den Brandenburg für die Teilstrecke zwischen Berliner Stadtgrenze und Oder jährlich geben soll.

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