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Bangladesch

© dpa

Bangladesch: Hilfsorganisation befürchtet bis zu 10.000 Tote

Die Versorgung der Flutopfer in Bangladesch ist nach dem Tropensturm "Sidr" extrem schwierig. Viele haben Angst zu verhungern, während sie auf die Rettungskräfte warten. Hilfsorganisationen sprechen inzwischen von möglichen 10.000 Toten.

Durch den verheerenden Tropensturm "Sidr" sind in Bangladesch möglicherweise bis zu 10.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer könne zwischen 5000 und 10.000 liegen, sagte der Leiter der Hilfsorganisation Roter Halbmond in Bangladesch, Abdur Rab. Die Regierung hatte zuvor von mehr als 2200 Todesopfern gesprochen. Allerdings lagen aus vielen Regionen der vom Zyklon betroffenen Gebiete im Süden des Landes noch keine Angaben über das Ausmaß der Zerstörungen vor. Rettungskräfte hatten extreme Schwierigkeiten, zu den notleidenden Menschen vorzudringen. Die Hilfsmaßnahmen der internationalen Staatengemeinschaft liefen am Wochenende an.

Nach Angaben der Behörden kamen die Helfer nur langsam voran, da weite Teile der Infrastruktur durch den Zyklon zerstört wurden. Es wurde mit mehreren tausend Verletzten sowie mehreren Millionen notleidenden Menschen gerechnet. Mindestens 900.000 Familien seien in Not, sagte der Sprecher einer Hilfsorganisation in Dhaka. Nur langsam gelangten Soldaten und Helfer jedoch in die von der Außenwelt abgeschnittenen Küstenregionen im Süden des südasiatischen Landes. Unter anderem müssten Bäume gefällt werden, um sich den Weg über die Straßen zu bahnen, sagte Douglas Casson Coutts vom UN-Welternährungsprogramm (WFP).

Angst vorm Verhungern

"Wir waren in den vergangenen Tagen ohne Wasser und Essen", sagte der 55-jährige Sattar Gazi aus dem Dorf Nishanbari. Durch "Sidr", der am Donnerstagabend vom Golf von Bengalen aus mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern über die Südküste hinweggefegt war, verlor Gazi sechs Familienmitglieder. "Ich habe Angst, dass wir restlichen drei verhungern", sagte der Bauer. Neben Hunger und Durst machte den Einheimischen das Warten auf die Rettungskräfte zu schaffen. Bisher seien noch keine Helfer in das Dorf vorgedrungen, sagte der Lehrer Abdul Zabbar.

Schätzungen zufolge leben rund fünf Millionen Menschen im Süden von Bangladesch. Überlebende, die in Notunterkünften Zuflucht gefunden hatten und am Wochenende in ihre Heimatdörfer zurückkehren wollten, fanden dort nur eine Schneise der Verwüstung vor. Viele Leichen trieben in den Flüssen und auf den überschwemmten Reisfeldern. Millionen von Menschen seien obdachlos, sagte Hariprasad Pal, Verwalter der Provinz Jhalokati, einer der am schwersten betroffenen Regionen 140 Kilometer südlich von Dhaka. "Jedes Dorf, eines nach dem anderen, wurde dem Erdboden gleichgemacht", sagte er.

Internationale Staatengemeinschaft schickt Hilfsgüter

Hubschrauber der bangladeschischen Armee warfen Hilfslieferungen ab. Fünf Marineschiffe brachten mehrere Tonnen Lebensmittel, Medikamente und Hilfsgüter. Das Kinderhilfswerk Unicef rief zu Spenden auf und bereitete die Verteilung von Wasserreinigungstabletten vor. Auch Nahrungsmittel, Plastikplanen für Zelte und Notgeschirr sollten nach Bangladesch gebracht werden.

Die internationale Gemeinschaft sagte den Katastrophengebieten umfangreiche Hilfen zu. Die EU stellte 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Bundesregierung sagte nach Angaben des Auswärtigen Amtes 200.000 Euro zu. Die US-Regierung unterstützte die örtlichen Rettungsmannschaften mit Gerät und Ausrüstungsgegenständen. Auch Spanien, die Schweiz und die Philippinen sagten ihre Unterstützung zu.

Laut Behördenangaben waren vor dem Sturm 1,5 Millionen Menschen in Sicherheit gebracht worden. "Zehntausende wären ums Leben gekommen, wenn wir die Leute nicht dazu bewegt hätten, in die Notunterkünfte zu gehen", sagte Provinzverwalter Pal. Seit einem verheerenden Zyklon im Jahr 1970 wurden die Notunterkünfte und Frühwarnsysteme in Bangladesch ausgebaut. (mit AFP)

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