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Bangladesh

© AFP

Bangladesch: Mehr als tausend Tote durch Zyklon "Sidr"?

Umstürzende Bäume, sintflutartige Regenfälle: Der verheerende Zyklon "Sidr" in Bangladesch hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen - und vermutlich mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen.

Bis zum späten Freitagabend wurden 785 Leichen gezählt worden. Die Zahl der Todesopfer werde aber vermutlich noch erheblich steigen, da viele zerstörte Dörfer weiter komplett von der Außenwelt abgeschnitten seien, teilte die Katastrophenschutzbehörde in der Hauptstadt Dhaka mit. Mehrere Medien hatten wenige Stunden zuvor bereits berichtet, dass die Zahl der Toten deutlich über 1000 liege. Nach Angaben der Agentur PTI aus dem Nachbarland Indien würden außerdem rund 3000 Fischer auf hunderten Booten seit dem schwersten Sturm in der Region seit Jahren vermisst. "Sidr" erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern.

An der Küste im Süden schlug "Sidr" eine Schneise der Verwüstung. Der Sturm entwurzelte tausende Bäume, deckte Dächer ab und knickte Telefon- und Strommasten um. Meterhohe Wellen brandeten an die Küste. Etliche Stroh- und Lehmhütten wurden dem Erdboden gleichgemacht, Felder und Fischfarmen wurden zerstört. Tausende Nutztiere kamen ums Leben. Viele Menschen wurden obdachlos.

Am schwersten betroffen ist der Distrikt Patuakhali an der Küste im Süden. Allein dort seien mindestens 240 Menschen umgekommen, hieß es vom Katastrophenschutz. Im Nachbardistrikt Barguna seien 167 Menschen ums Leben gekommen. Im ganzen Land fiel der Strom über Stunden aus. Noch in der nördlich gelegenen Hauptstadt entwurzelte "Sidr" Bäume.

Auswärtiges Amt sagt Hilfe zu

Das Auswärtige Amt sagte dem Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, 200.000 Euro für dringende Soforthilfemaßnahmen zu. Mit den Mitteln würden Projekte deutscher Hilfsorganisationen unertstützt, hieß es am Freitag. Das Welternährungsprogramm WFP der Vereinten Nationen begann mit der Verteilung von Notfallnahrung an der Küste Bangladeschs. Die erste Lieferung von 98 Tonnen Energiekeksen werde in den nächsten drei Tagen 400.000 Menschen ernähren. Das deutsche Bündnis "Entwicklung hilft" rief zu Spenden auf. Es ist ein Zusammenschluss von Brot für die Welt, Deutscher Welthungerhilfe, medico international, Misereor und terre des hommes.

Bundespräsident Horst Köhler sprach dem Präsidenten von Bangladesch, Iajuddin Ahmed, nach dem verheerenden Unwetter sein Beileid aus. Er habe mit großer Bestürzung von den vielen Toten und Verletzten erfahren, schrieb Köhler in einem Beileidstelegramm. "Ich möchte Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen."

Zyklon wird schwächer

Der Zyklon wurde am Freitag zu einem tropischen Sturm heruntergestuft. Der Chef der Übergangsregierung, Fakhruddin Ahmed, flog gemeinsam mit Armeechef Moeen Ahmed ins Katastrophengebiet, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Den Behörden war es vor Eintreffen des Sturmes in der Nacht zuvor noch gelungen, rund eine Million Menschen an der Küste in Sicherheit zu bringen.

In den Küstengebieten der ostindischen Bundesstaaten West-Bengalen und Orissa wurde bereits am Freitagmorgen Entwarnung gegeben. Dort richtete "Sidr" keine bedeutenden Schäden an.

Das bitter arme Bangladesch wird immer wieder von katastrophalen Zyklonen heimgesucht. Im Jahr 1970 starben in der Region bei dem bislang schlimmsten Zyklon rund eine halbe Million Menschen. 1991 kamen bei einem Zyklon in Bangladesch 140.000 Menschen ums Leben.

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