zum Hauptinhalt

Panorama: Bau dir deine Welt

Seit 50 Jahren gibt es jetzt das Spiel mit den kleinen Klötzchen. Lego – es prägte Generationen

Neulich ist eine Feldmaus über den Pariser Platz gehoppelt und hat fast das Brandenburger Tor umgehauen. So ist der Alltag nun mal – in Legoland. Eine Mausefalle vor dem „Hotel Adlon“ würde nichts bringen, sagt die Mitarbeiterin von Lego, „dann sieht man ja leider das tolle Hotel nicht mehr“.

Lego, das ist die Welt im Kleinformat. Mehr als zwei Millionen Lego-Steine werden stündlich produziert. Durchschnittlich besitzt jeder Mensch 52 Lego-Steine mit den markanten Noppen. Vor einiger Zeit folgte sogar die Kür zum „Spielzeug des Jahrhunderts“. Und in diesen Tagen feiert Lego nun sein 50-jähriges Bestehen in Deutschland. Auf der Spielwarenmesse, die heute in Nürnberg eröffnet wird, enthüllte Kjeld Kirk Kristiansen, Enkel des Firmengründers, gestern schon einmal feierlich eine bunte, überdimensionale „50“ und verkündete etwas arg pathetisch: „Kein anderes Land hat uns so viel Kreativität, Spielfreude und Vertrauen entgegengebracht wie Deutschland.“

Aber vielleicht ist es ja auch so. Wer stöpselte nicht einst die bunten Klötze ineinander, zog Polizeistationen, Feuerwehrwachen und Fußballstadien in Miniaturformat (mit Fans auf den Stehplatztribünen!) hoch oder baute Mini-Flughäfen liebevoll zu einem gigantischen International-Airport aus – im Kinderzimmer, versteht sich. Und erst die Menschen mit der einst so komischen gelben Gesichtsfarbe: Sie gibt’s erst seit 1978. Zwei Monate hat es damals übrigens gedauert, bis auch die erste weibliche Figur angeboten wurde, eine Krankenschwester, es war immerhin ein Anfang.

Den Firmennamen Lego hat Kristiansens Großvater Ole Kirk in den dreißiger Jahren erfunden. „Lego“, das heißt auf Lateinisch: „Ich setze zusammen“ – das wollen sie aber erste später festgestellt haben. Erst als er von Holz auf Plastik umstieg, lief das Geschäft so richtig, 1949 wurden die ersten Lego-Steine gegossen, der Familienbetrieb wurde reicher und reicher, expandierte und übersah leider irgendwann das Kerngeschäft, wie es Wirtschaftsmenschen heute nennen. Spielkonsolen brachten kein Geld, hohe Investitionen waren fällig, die Schulden stiegen, Arbeitsplätze wurden in Massen abgebaut. „Wir wollen jetzt weniger auf kurzlebige Erfolge mit Harry-Potter- oder StarsWars-Figuren schielen“, hat Kristiansen gesagt. Lego will wieder das produzieren, was es am besten kann: Stein für Stein.

Die Leidenschaft für das Spielzeug von Generationen ist auch in Legoland zu sehen, wenn die Eltern mit ihren Kindern fasziniert vor dem Berliner Dom (der allerdings viel zu sauber ist) oder dem Reichstag stehen. Allein der ist zwei Meter hoch und besteht aus 1,7 Millionen Lego-Steinen. Sein Gewicht: 1070 Kilogramm.

Details sind das Wichtigste, sie hauchen dem simplen Plastikgebilde erst Leben ein. Das ist gut an der Hausfassade an den Hackeschen Höfen zu sehen: Sogar die „Sparkasse“ im Erdgeschoss ist nicht zu übersehen. Und auch an schwarzrote Graffiti an der Häuserwand wurde gedacht (nicht aufgemalt, sondern Stein für Stein eingebaut!). „Wir haben sogar Gebäude, die ihr in Berlin gar nicht mehr habt“, tönt Marion Pachmann von Legoland und zeigt auf die knallrote Infobox, die einst am Potsdamer Platz stand. Auch die guten alten Wannen der Berliner Polizei fahren noch in Legoland, vergittert natürlich. Lego wird immer realistischer. Es gibt längst Figuren, die hüpfen können, die Menschen tragen kreative Haarschnitte (und nicht einfach einen gelben Knopf auf dem Schädel wie früher), ja, es gibt sogar schwarze Basketballspieler.

Mit Lego baut man sich die Welt, wie sie einem gefällt. So machen es ja auch die Profis in Legoland. Dort steht die Gedächtniskirche mitten im Tiergarten. Und bis zum Hamburger Hafen sind es auch nur zwei Meter.

André Görke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false