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Update

Beben im Indischen Ozean: Warnzentrum hebt Tsunami-Warnung auf

Zwei heftige Erdbeben vor der Küste Sumatras haben am Mittwoch die Menschen rund um den Indischen Ozean in Panik versetzt. Von einem verheerenden Tsunami wie 2004 bleiben die Menschen aber offenbar verschont.

Entwarnung für die Länder rund um den Indischen Ozean: Das Tsunami-Warnzentrum hat seinen Aufruf zu erhöhter Tsunami-Wachsamkeit nach den schweren Erdbeben vor Sumatra am Mittwoch aufgehoben. Es sei zwar ein Tsunami ausgelöst worden, teilte das Zentrum in Hawaii mit. Doch bestehe keine erhöhte Gefahr mehr für die Küstenregionen.

Gleich zwei heftige Erdbeben hatten am Mittwoch die Küste der indonesischen Insel Sumatra erschüttert. Millionen Menschen rund um den Indischen Ozean wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Während nach dem ersten Beben recht schnell Entwarnung gegeben wurde, blieb die Lage nach dem zweiten Erdstoß gut zwei Stunden später zunächst unübersichtlich. Die indonesische Erdbebenwarte gab die Stärke des ersten Bebens mit 8,5 an, die US-Erdbebenwarte mit 8,6. Das zweite Erdbeben hatte nach indonesischen Angaben eine Stärke von 8,1, nach US-Angaben 8,2. Es sind damit zwei der stärksten Erdbeben der vergangenen Jahre.

Sofort wurden schreckliche Erinnerungen wach: Die Gegend rund um die Insel Sumatra wurde Weihnachten 2004 von einer der verheerendsten Tsunamikatastrophen der Geschichte getroffen. Damals hatte das Beben mit anschließender Flutwelle eine Stärke von 9,1. Rund 230.000 Menschen kamen ums Leben.

Bereits nach dem ersten Beben hatte die indonesische Erdbebenwarte eine Tsunamiwarnung für Aceh, Nordsumatra und Westsumatra herausgegeben. Auch in Sri Lanka wurde vor einem Tsunami gewarnt, in Thailand waren die Menschen in Alarmbereitschaft. In der Provinzhauptstadt Banda Aceh rannten die Menschen in Panik aus ihren Häusern, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Chaos brach auf den Straßen aus, als fast vier Minuten lang die Erde bebte. Sirenen heulten, Tausende flüchteten sich in auf Mopeds und in Autos auf höher gelegenes Gebiet. Patienten strömten aus den Krankenhäusern auf die Straße, einige hatten den Tropf noch in ihrem Arm. In einigen Stadtteilen fiel der Strom aus.

Zweieinhalb Stunden nach dem ersten Erdstoß lagen aus der Küstenregion Sumatras zunächst noch keine Angaben über einen Tsunami, Schäden oder Tote vor. "Wir danken dem Herrgott", sagte der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, bevor das Nachbeben passierte. Das Pazifische Tsunamiwarnzentrum auf Hawaii rief alle Länder rund um den Indischen Ozean zu erhöhter Alarmbereitschaft auf.

Die US-Erdbebenwarte USGS hat eine Grafik herausgegeben, die die Stelle des Bebens vor der Küste von Sumatra zeigt.
Die US-Erdbebenwarte USGS hat eine Grafik herausgegeben, die die Stelle des Bebens vor der Küste von Sumatra zeigt.

© U.S. Geological Survey

Das erste Beben war auch auf dem indischen Festland zu spüren. Der Nachrichtensender NDTV zeigte Bilder aus der ostindischen Metropole Kolkata (Kalkutta), auf denen zu sehen war, wie die Erdstöße Gegenstände wie etwa Studioscheinwerfer zum Schwanken brachten. Züge der Metro seien vorsorglich angehalten und evakuiert worden. Vor Anker liegende Schiffe seien aufgefordert worden, auf die See hinauszufahren.

An der malaysischen Westküste schwankten Hochhäuser eine Minute lang. In Thailand mahnten die Behörden nach Medienberichten die Menschen an der Küste und in den westlichen Provinzen, sich in höhere Gebiete zu bewegen. Auf den Straßen bildeten sich Staus. "Wir beobachten die Lage und haben die Provinzen an der Andamansee aufgerufen, wachsam zu sein", sagte ein Sprecher des thailändischen Katastrophenschutzes im Fernsehen. Der thailändische Katastrophenschutz ordnete die Evakuierung von sechs Provinzen entlang der Westküste des Landes an. Darunter waren die bei Touristen beliebten Gegenden Phuket, Krabi und Phang-Nga. Der Flughafen auf Phuket wurde am Mittwoch vorübergehend geschlossen, ebenso der Hafen im indischen Chennai.

Nach Einschätzung des indischen Tsunami-Frühwarnzentrums löste das erste Beben einen kleineren Tsunami aus. Messungen an verschiedenen Punkten im Indischen Ozean ergaben demnach aber nur eine Wellenhöhe von 10 bis 30 Zentimeter. "Echtzeit-Messungen von Wellenaktivität weisen darauf hin, dass ein Tsunami erzeugt wurde", hieß es von dem staatlichen Zentrum. Das Zentrum hatte für den schlimmsten Fall eine 3,80 Meter hohe Welle auf der Inselkette der Nikobaren befürchtet. Beim Tsunami Ende 2004 hatten meterhohe Wellen verheerende Zerstörungen angerichtet.

Anders als bei dem Beben 2004 habe sich der Meeresboden bei dem ersten Beben horizontal bewegt, nicht vertikal, sagte der Geophysiker Bruce Pressgrave von der US-Erdbebenwarte USGS dem Sender BBC. Dadurch sei die Tsunamigefahr weitaus geringer als bei einem Beben, bei dem der Meeresboden an einer Stelle absackt.

Das erste Beben am Mittwoch passierte rund 435 Kilometer südwestlich von der Provinzhauptstadt Banda Aceh in etwa 22 Kilometern Tiefe, das zweite rund 620 Kilometer von Banda Aceh entfernt, in 16 Kilometern Tiefe. Die Stadt war 2004 fast völlig zerstört worden. Damals kamen auf Sumatra 170 000 Menschen ums Leben.

Zum Vergleich: Das schwere Erdbeben vor der Ostküste Japans am 11. März 2011 hatte eine Stärke von 9,0. Das Beben mit dem verheerenden Tsunami Ende 2004 ebenfalls bei Sumatra hatte eine Stärke von 9,1.

(dpa, dapd, Reuters)

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