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Bedrohte Inder in Mügeln: Spielt die Polizei die Hetzjagd herunter?

Rund 50 Deutsche jagten acht Inder durch das Dorf. "Ausländer raus" war die Parole. "Fremdenfeindliche Aggressionen", nennt das ein Kriminalitätsexperte. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund sei nicht auszuschließen, sagt die Polizei.

Der Kriminalitätsexperte Christian Pfeiffer hat der Polizei eine beschwichtigende Wortwahl nach der Hetzjagd im sächsischen Mügeln vorgeworfen. Wenn die Polizei danach vorsichtig erkläre, ein fremdenfeindlicher Hintergrund sei nicht auszuschließen, so klinge das beschwichtigend, sagte Pfeiffer der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Wenn die Opfer ausnahmslos Inder sind und tatsächlich Rufe wie "Ausländer raus" ertönten, müssen wir zunächst davon ausgehen, dass es sich um eine fremdenfeindliche Aggression handelte und nicht um eine normale Rauferei am Rande eines Volksfestes."

Bei einem Fest in der sächsischen Kleinstadt Mügeln waren am Wochenende acht Inder von einem rund 50-köpfigen Mob durch die Straßen gehetzt worden. Sie fanden Zuflucht in der Pizzeria eines Landsmannes, es waren Rufe wie "Ausländer raus" zu hören. Bei dem Vorfall wurden 14 Menschen verletzt, darunter alle Inder.

Der niedersächsische Kriminologe Pfeiffer sagte, das Risiko eines ausländerfeindlichen Übergriffs sei im Osten immer noch besonders hoch. Im Osten lebten wenig Ausländer - deshalb gebe es kaum Gelegenheit, verwurzelte Vorurteile gegen Fremde durch positive Alltagserfahrungen abzubauen. Vor allem junge Männer neigten zu Gewaltausbrüchen. Die Mischung aus Perspektivlosigkeit und Angst vor der Zukunft, schlechter Bildung und dem Erlebnis von Gewalt in der eigenen Familie lasse viele junge Männer im Osten gewalttätig werden. (mit dpa)

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