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Bergsteiger: Schwerstes Unglück am K2 seit mehr als 20 Jahren

Neues Drama im Himalaya: Mindestens neun Bergsteiger aus mehreren Ländern sind am Samstag am K2, dem zweithöchsten Berg der Welt, ums Leben gekommen. Mehrere werden noch vermisst. Es ist das schwerste Unglück seit mehr als 20 Jahren.

Bei einer Expedition auf dem zweithöchsten Berg der Erde, dem K2, sind im Norden Pakistans mindestens neun Bergsteiger tödlich verunglückt. Weitere Bergsteiger würden vermisst, sagte der berühmte pakistanische Bergsteiger und Tourveranstalter Nazir Sabir. Drei Südkoreaner, zwei Nepalesen, ein Niederländer, ein Serbe, ein Norweger und ein Pakistaner seien umgekommen.

Zu den Vermissten an dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde zählen nach Angaben der Tour-Veranstalter vom Sonntag unter anderem zwei Österreicher, drei Koreaner und je ein Norweger, ein Franzose und ein Ire. Es sei "die schlimmste Tragödie auf dem K2 seit 1986", als zwölf Bergsteiger ums Leben kamen.

Ein herabstürzender Eisblock hatte auf rund 8200 Meter Höhe einen Großteil der Fixseile mit sich gerissen, während zwischen 20 und 25 Alpinisten den Berg bestiegen beziehungsweise beim Abstieg vom Gipfel waren. Die Gruppe war an einer Stelle namens "Bottleneck" ("Flaschenhals") unterwegs, einem Engpass, der mit Hilfe von Seilen überwunden werden muss.

"Es ist ein großes Risiko, den Gipfel um 20 Uhr zu erreichen"

Neben dem herabgestürzten Eisblock könnte Experten zufolge auch ein Fehler der Alpinisten zu dem Drama beigetragen haben. Zahlreiche Kletterer verschiedener Expeditionen hatten am Freitag in den frühen Morgenstunden den Gipfelsturm in Angriff genommen. Einige waren gegen 20 Uhr, als längst die Dunkelheit hereingebrochen war, noch immer unterewegs zum Gipfel. "Ein unverzeihlicher Fehler, das Ergebnis des Massen-Alpinismus der vergangenen Jahre und der kommerziellen Expeditionen, die jeden auf die Berge zu bringen versuchen", ärgerte sich der Südtiroler Extremsportler Reinhold Messner.

Er verwies auf die sogenannte "Todeszone" der Achttausender, die auf einer Höhe von über 7500 Metern beginnt und bei der es ohne zusätzliche Sauerstoffzufuhr schnell zu einer lebensgefährlichen Höhenkrankheit kommt. "Wer keine Erfahrung hat, denkt darüber nicht nach. Aber da oben überlebt man nicht lange." Auch die italienische Höhenbergsteigerin Nives Meroi hat kein Verständnis für derartige Wagnisse: "Es ist ein großes Risiko, den Gipfel um 20 Uhr zu erreichen."

Das italienische Bergsteiger-Forschungsinstitut Ev-K2-CNR unterstützt die Rettungseinsätze wie zuletzt auch für zwei Südtiroler am Nanga Parbat. "Der Bergsteiger-Geist ist international, deshalb stellen wir unsere logistischen Mittel zur Verfügung, auch wenn kein Italiener unter den Vermissten ist", erklärte eine Sprecherin.

Todesrate der Kletterer liegt am K2 bei 27 Prozent

Das Drama am K2 weckt Erinnerungen an die bekannteste Himalaya- Tragödie der vergangenen Jahrzehnte. Im Mai 1996 waren am Mount Everest an einem einzigen Tag neun Bergsteiger verschiedener Kletterteams in einem Schneesturm ums Leben gekommen. Seither stehen kommerzielle Expeditionen auf die Achttausender der Erde immer wieder in der Kritik. Die Unerfahrenheit der Alpinisten und die Unfähigkeit, sich auf neue Situationen oder einen plötzlichen Wetterumschwung einzustellen, tragen Experten zufolge zu derartigen Tragödien bei.

Die Behörden hatten am Samstagabend über ein anderes tödliches Unglück auf dem K2 informiert. Im Juli seien zwei Serben gestorben, als sie in eine Gletscherspalte stürzten.

Der im Karakorum-Gebirge im chinesisch-pakistanischen Grenzgebiet gelegene K2 gilt unter Bergsteigern als der am schwersten zu bewältigende Achttausender. Die Todesrate der Kletterer liegt beim K2 bei 27 Prozent und somit drei Mal so hoch wie beim höchsten Berg der Erde, dem Mount Everest. Als Erste hatten 1954 die Italiener Achille Compagnoni und Lino Lacedelli seinen Gipfel erreicht. (nim/dpa/AFP)

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