zum Hauptinhalt

Panorama: Berlin erstarrt im Frost

Der Forscher Horst Malberg sagt einen strengen Winter voraus VON THOMAS DE PADOVA"Bunkern Sie Heizöl ein, ziehen Sie sich warm an", empfiehlt Horst Malberg, Direktor des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin, den Zuhörern in der Urania."Wir erwarten wieder einen richtigen Winter.

Der Forscher Horst Malberg sagt einen strengen Winter voraus VON THOMAS DE PADOVA

"Bunkern Sie Heizöl ein, ziehen Sie sich warm an", empfiehlt Horst Malberg, Direktor des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin, den Zuhörern in der Urania."Wir erwarten wieder einen richtigen Winter." Etwa so eisig wie im vergangenen Jahr, einem der kältesten und längsten Winter in diesem Jahrhundert? Wenn die Wetterprognosen des Forschers zutreffen, dann wird der Winter in Berlin diesmal zwar nicht ganz so streng, gleichwohl lausig kalt.Den zur Zeit noch gemäßigten Temperaturen zum Trotz, erwartet uns schon in der zweiten Dezemberhälfte der erste Kälteeinbruch.Zwischen acht und zehn "Eistage", mit Frost in der Nacht wie am Mittag, kündigt Malberg bis zum Jahreswechsel an. Im Januar sinkt das Thermometer der wissenschaftlichen Vorhersage zufolge noch einmal kräftig und zeigt im Tages- und Nachtmittel etwa minus 2,5 Grad Celsius an - zwei Grad weniger als in einem durchschnittlichen Januar in diesem Jahrhundert."Wir können mit Sicherheit sagen, daß wir einige Nächte unter minus zehn Grad haben werden", sagt Malberg.Bei geschlossener Schneedecke könnten die Temperaturen sogar auf minus 15 bis minus 20 Grad Celsius fallen.Und nach zwölf bis vierzehn Eistagen im Januar soll uns auch im Februar noch etwa an jedem dritten Tag Mittagsfrost beschieden sein. Nun ist der Februar noch weit hin und eine Wettervorhersage, die über mehr als sieben Tage geht, in der Regel nur wenig zuverlässig.Nach Ansicht der Wissenschaftler setzt vor allem das chaotische Verhalten der Atmosphäre den langfristigen Prognosen eine natürliche Grenze von maximal zwei bis drei Wochen.Die meisten Meteorologen haben dieses Feld daher inzwischen aufgegeben.Auch der Deutsche Wetterdienst wagt keine Langzeitvorhersagen mehr, obwohl das öffentliche Interesse daran groß ist.Wie aussagekräftig kann also der Ausblick auf den bevorstehenden Winter sein? "Es ist in der Tat Neuland, was wir da vor etwa vier Jahren betreten haben", sagt Malberg."Aber es gibt Wetterverhältnisse, die darauf hindeuten, was dann erst Monate später passiert." Unsere Vorfahren haben sie bereits im Mittelalter in Bauernregeln gefaßt."Warmer Oktober bringt fürwahr/einen kalten Januar", lautet eine von ihnen.Und diese Bauernregeln träfen immerhin in zwei von drei Fällen zu, betont Malberg."Wenn unsere Atmosphäre aber tatsächlich Hinweise darauf gibt, wie die Entwicklung des Wetters in den kommenden Monaten sein wird, dann müssen wir auch mit unseren Wetterdaten in der Lage sein, diese Hinweise zu finden." Aus dem Vergleich der Luftdruckwerte mit späteren Wettersverhältnissen schließt der FU-Forscher: Bestimmend für das Winterwetter in Berlin ist das Islandtief."Bei einem starken Islandtief dringt der Westwind so stark nach Mitteleuropa vor, daß aus dem Osten keine Kaltluft zu uns kommt." Sei andersherum das Islandtief nur schwach ausgeprägt, dann könne sich die Kaltluft aus Sibirien langsam nach Europa vorschieben. "Etwa alle sieben bis neun Jahre schwächt sich das Islandtief ab", sagt Malberg.Dieser Rhythmus, in dem das Islandtief "atme", schlage sich im Wechsel von milden und kalten Wintern nieder (siehe Graphik)."Die milden Winter treten daher immer im Block auf." Alle sieben bis neun Jahre setzten dann ein oder zwei strenge Winter ein.Doch sei der erste von ihnen meist der kältere. Ganz so einfach ist die Wetterforschung allerdings nicht.So stützen sich die Vorhersagen unter anderem auf Orkanentwicklungen und Windgeschwindigkeiten über dem Atlantik.Die Temperaturen des vergangenen Winters konnte Malberg bis auf etwa ein halbes Grad CelsiusDurchschnittstemperatur vorhersagen."Bei Einmonatsprognosen haben wir die Tendenz in 75 Prozent der Fälle richtig erfaßt", beurteilt der Wissenschaftler die eigene Arbeit.Bei drei Monaten seien es immerhin noch 70 Prozent.Das sei für ein so junges Forschungsgebiet "phänomenal".Entsprechend viele - zahlende - Interessenten, darunter vor allem Kraftwerke, habe man bereits gefunden.Allerdings schließen die Vorhersagen keine Niederschläge ein.Und daher kann auch Malberg nicht sagen, ob wir bei der zu erwartenden Kälte wenigstens mit einer weißen Weihnacht rechnen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false