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Beschwerden: "Titanic"-Titel beleidigt die Kirche

Der aktuelle Titel des Satiremagazins "Titanic" hat eine Beschwerdewelle ausgelöst. Doch die anzügliche Interpretation des Titels benötigt die Fantasie des Betrachters.

Frankfurt/Berlin - Das Titelbild zeigt ein Gemälde, auf dem ein Kruzifix dargestellt ist, davor steht mit dem Rücken zum Betrachter ein katholischer Bischof, dessen Kopf die Genitalien des Gekreuzigten verdeckt, darunter stehen die Worte „Kirche heute“. Mehr als 120 Beschwerden seien dazu aus der ganzen Welt beim Deutschen Presserat eingegangen, sagte Sprecherin Ella Wassink am Freitag. Die Beschwerdeführer fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt oder hätten Ehrverletzung und Verletzung der Menschenwürde als Gründe genannt. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft sind zu dem Titelbild zwei Strafanzeigen eingegangen.

Die Beschwerdeführer interpretieren das Bild offenbar dahingehend, dass der Bischof sexuelle Handlungen an dem Gekreuzigten vornimmt. Diese sind aber keineswegs zu sehen und auch nicht angedeutet. Allenfalls die Fantasie des Betrachters kann zu einer solchen Interpretation führen. „Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer versteht deshalb den Protest nicht. Gezeigt werde ein Priester, der sich demütig dem Gekreuzigten nähert – „zum Zweck der Anbetung oder der Reinigung“, sagte Fischer. Das Motiv zeige vor dem Hintergrund der aktuellen Missbrauchsdebatte symbolisch die Notwendigkeit zur Reinigung der Kirche. In der Redaktion seien zahlreiche Anrufe und E-Mails dazu eingegangen, viele davon nachdenklich. Von anderen, die in der Darstellung „ein sexuelles Geschehen erkennen“ wollten, sei die Redaktion schockiert. Solche anstößigen Reaktionen seien für Teile der Gläubigen aber bezeichnend. Von der Kirche selbst habe das Magazin keine Reaktionen bekommen.

Am 27. Mai will sich der Presserat mit dem Fall beschäftigen.dpa

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