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Die neue First Lady Bettina Wulff

© AFP

Bettina Wulff: Botschafterin des guten Geschmacks

Bettina Wulff zieht als First Lady ins Schloss Bellevue. Die 36-Jährige wird einiges verändern – müssen.

Schon am Vorabend der Wahl musste sie diskret verschwinden, seitdem ist sie nicht mehr öffentlich aufgetaucht und ob sie jemals wieder das Blitzlicht der Welt erblicken darf, ist mehr als fraglich – dabei ist sie gut gemacht, die Tätowierung von Bettina Wulff, Deutschlands neuer First Lady. Am Mittwoch vor einer Woche wurde ihr Mann Christian Wulff als Nachfolger des zurückgetretenen Horst Köhler zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Für die 36-Jährige bedeutet der neue Job ihres Mannes jedoch nicht nur einen Ortswechsel, von Hannover nach Berlin, sondern auch einen Garderobenwechsel. Scheute sie sich früher als niedersächsische Landesmutter nicht, das Tribal-Motiv auf ihrem rechten Oberarm zu zeigen, griff sie für offizielle Veranstaltungen in den vergangenen Tagen, wie der Amtseinführung ihres Mannes und dem Sommerfest im Schloss Bellevue am vergangenen Freitag, immer zu Kleidern, die die Tätowierung verdeckten. Ist eine Tätowierung etwa nicht mehr passend für ihr neues Amt als First-Lady Deutschlands?

Selbst die chinesische Zeitung "Huanqiu Shibao" berichtete Anfang der Woche über die tätowierte Präsidentengattin – dabei ist Bettina Wulff noch nicht einmal die erste Frau in einer solchen Position, die auf in die Haut eingeritzten Körperschmuck steht. Bereits Samantha Cameron, Frau des britischen Regierungschefs James Cameron, trägt einen Delfin – allerdings an diskreterer Stelle, nämlich überm Knöchel. Eine "Jugendsünde", die auf dem politischen Parkett wohl nur dann entblößt wird, wenn "Sam Cam" ihre Stilettos verliert. Zwar nicht unter politischen Repräsentationspflichten stehend, aber trotzdem prominente Tätowierte ist Miriam Meckel, Medienprofessorin und Lebensgefährtin von Moderatorin Anne Will. Auch sie scheut sich nicht, ihr Tattoo bei öffentlichen Veranstaltungen zu zeigen. Ihr Motiv sei ein "Phantasiegebilde", sagt Meckel. So, wie wohl auch das von Bettina Wulff.

"Bei Tribal-Motiven geht es meistens allein um ästhetische Gründe und nicht darum, eine Botschaft verschlüsselt zu transportieren", sagt Sebastian Kraft, Vorstandsmitglied des Vereins der Deutschen Organisierten Tätowierer (DOT). Dass Bettina Wulff nun einen Boom auslöst und Politikergattinnen reihenweise zum Tattoo-Studio rennen, glaubt Kraft nicht, "aber vielleicht regt sie damit an, dass Tätowierungen noch gesellschaftsfähiger werden".

Das sind sie nach Ansicht von "Gala"- Chefredakteur Peter Lewandowski längst: "Tätowierungen werden nicht mehr als prollig oder als ins Rotlicht- und Seefahrermilieu gehörend wahrgenommen, sondern sind für viele Menschen ein Lifestyle-,Must-Have’", sagt er und plädiert deshalb auch dafür, dass Bettina Wulff weiterhin ihre Tätowierung zeigt.

Abgesehen vom Tattoo wird mit der 1,80 Meter großen Blondine ohnehin ein neuer Stil ins Schloss Bellevue einziehen. Schließlich ist sie mit 36 Jahren die jüngste First Lady. Zwei Kinder bringt sie mit, den sechsjährigen Leander aus einer früheren Beziehung und den gemeinsamen Sohn mit Wulff, den zweijährigen Linus. In Niedersachsen beschränkte sie sich keineswegs auf repräsentative Funktionen, sondern arbeitete weiter als Pressereferentin. In dem Job wird sie jetzt wohl vorerst pausieren, doch ihr PR-Wissen dürfte sie weiterhin nutzen – auch, um sich in Szene zu setzen. Denn war US-Präsidentengattin Jacky Kennedy früher noch eine Ausnahme unter dauergewellten und und brav berockten Politikergattinnen, ist heute ein Glamourfaktor gewünscht. Beste Beispiele dafür sind Carla Bruni und Michelle Obama. Die Frau des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und die Gattin des US-Präsidenten lassen durch ihr stilsicheres Auftreten auch ihre Männer im hübscheren Licht erstrahlen. Und Deutschland könnte davon angesichts der Hosenanzugvorliebe von Bundeskanzlerin Angela Merkel durchaus eine Portion vertragen.

Allerdings wird Wulff ihre Outfit künftig mit noch mehr Bedacht wählen müssen. Michelle Obama hat bereits gezeigt, dass die Kleiderordnung der Präsidentengattin fast zur Staatsaffäre werden kann: Bei ihr war es kein Tattoo, sondern ein nacktarmiger Auftritt im Kongress, der die Gemüter erregte. Polit-Reporter wurden plötzlich zu Modekritikern. Aber auch das Volk schaut genau hin, was die „First Lady of Fashion“ trägt. Beispielsweise war ein Rock des Herstellers J. Crew, den Michelle Obama in einer Show trug, prompt ausverkauft. Bettina Wulff wird sich als „Botschafterin des guten Geschmacks“ in die Riege von Bruni & Co. einreihen, ist sich „Gala“-Chefredakteur Lewandowski sicher. Auch mit Tattoo – das ihr Mann übrigens äußerst „cool“ findet.

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