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Panorama: Biotechnologie: Forscher reagieren verhalten auf gentechnisch veränderten Affen ANDi

Der erste gentechnisch veränderte Affe zeigt nach Expertenansicht einen möglichen neuen Weg im Kampf gegen Diabetes, Krebs oder andere Leiden auf. ANDi, wie die Forscher das drei Monate alte Rhesus-Äffchen nennen, bekam ein Extra-Gen bereits vor der Befruchtung in die Eizelle eingesetzt.

Der erste gentechnisch veränderte Affe zeigt nach Expertenansicht einen möglichen neuen Weg im Kampf gegen Diabetes, Krebs oder andere Leiden auf. ANDi, wie die Forscher das drei Monate alte Rhesus-Äffchen nennen, bekam ein Extra-Gen bereits vor der Befruchtung in die Eizelle eingesetzt. An ähnlich veränderten Tieren wollen die Forscher später Therapien entwickeln. Beim Menschen gibt es bislang erst Versuche, gezielt nur Körperzellen zu verändern, ohne in die Keimbahn einzugreifen.

Viele Experten warnen jedoch vor falschem Optimismus, schon in Kürze Krankheiten zu heilen. "Die Ergebnisse sind in vieler Hinsicht ernüchternd für jene, die dies (Verfahren) bei Menschen anwenden wollen", gestand selbst der leitende Forscher Gerald Schatten vom Primaten-Forschungszentrum der Oregon Universität in Portland ein. Das Team um Schatten möchte mit Hilfe der Technik zunächst Affen züchten, die bestimmte Krankheiten bekommen. An ihnen könnten dann neue Arzneien erprobt werden.

Verfahren seit Jahren bekannt

Rudolph Jaenisch, Professor für Biologie am Massachusetts Institutes für Technologie (MIT) in Cambridge, wies darauf hin, dass das gleiche Verfahren bereits seit rund 25 Jahren bei Mäusen praktiziert wird. Das Problem aber sei, dass diese Gene oft inaktiv blieben. Nach Ansicht von Paul Cichutek, Vorsitzender der Kommission Somatische Gentherapie der Bundesärztekammer, sollten die Erfolge der US-Forscher nicht zu Panik vor möglichen Eingriffen in die menschliche Keimbahn führen: Dies sei "noch kein Schreckensszenario", sondern nur ein erster Schritt, um bei Primaten Gene einzusetzen. "Von gezielter Veränderung ist technologisch aber noch nichts zu sehen." Entsprechende Eingriffe in die menschliche Keimbahn widersprächen ebenfalls dem Embryonenschutzgesetz. Auch künftig dürften Affen nicht en masse als Versuchstiere herangezogen werden, um die Leiden zu minimieren. "Es darf keine breite, sondern nur eine gezielte Anwendung bei wenigen Krankheiten geben, wo Tests mit anderen Tieren fehlschlagen", sagte Cichutek.

Generell eröffne das Verfahren neue Möglichkeiten für die Gentherapie, sagte Bertram Brenig, Professor am Tierärztlichen Institut der Universität Göttingen. Es sei jedoch noch lange nicht am Patienten erfolgreich anzuwenden. Lori Andrews vom Chicago-Kent College für Rechtswissenschaften warnte dagegen, dass "Menschen nicht lange zurückbleiben, wenn gentechnologisch an Affen experimentiert wird". Eine Keimbahntherapie beim Menschen scheint jedoch eher weit entfernt: Bei den Affenversuchen gab es noch eine sehr hohe Fehlerrate, die Versuche mit Menschen ausschließen.

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