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© Nigel Treblin/ddp

Biowetter: Unbeschwert genießen

Ist das Wetter nicht wunderbar? Die Sonne scheint, es ist schön heiß, die Nächte sind lau und die Cocktails kalt, es gibt eigentlich nichts, was noch fehlt. Das Biowetter ist zwar interessant, aber manchmal ist es besser, es zu ignorieren.

Von Andreas Oswald

Ist das Wetter nicht wunderbar? Die Sonne scheint, es ist schön heiß, die Nächte sind lau und die Cocktails kalt, es gibt eigentlich nichts, was noch fehlt. Wer aber im Wetterbericht das sogenannte Biowetter liest, dem könnte es schnell schlechter gehen. Wenn es schön sommerlich warm ist, kündigt das Biowetter Lebensgefahr an: Wärme bedeutet nach Ansicht von Medizinmeteorologen, dass sich die Gefäße weiten, der Blutdruck sinkt, das Blut transportiert weniger Sauerstoff. „Das Herz muss mehr arbeiten und wird stark belastet“, sagt Karl Heinz Oberthier, Meteorologe der Wetteragentur Q.met. Wer dann noch in der Mittagshitze längere Strecken läuft oder gar Sport macht, dem droht der Kreislaufkollaps.

Wird es dagegen kühler, geht es den Menschen deutlich besser. An Tagen so dazwischen fühlen sich die Menschen ebenfalls so dazwischen, und das Biowetter in den Zeitungen kann sich auch nicht recht entscheiden. Der gestrige Dienstag war so ein Tag. Es war einerseits ein bisschen heiß, aber nicht so schlimm wie schon einmal. An solchen Tagen schreibt jede Zeitung ein anderes Biowetter. Die „Berliner Morgenpost“ kündigte leichte Kopfschmerzen an, und: „Schwindelgefühle sind kreislaufbedingt nicht auszuschließen. Der Blutdruck weist nur etwas zu hohe Werte auf, das Infarktrisiko ist witterungsbedingt sehr gering.“

Den Begriff Infarktrisiko meidet der Tagesspiegel generell im Biowetter, ebenso wie den Begriff Suizidgefahr. Erfahrungen zeigen, dass potenziell Betroffene durch solche Ankündigungen sehr beunruhigt werden können. Der Tagesspiegel formulierte es etwas moderater: „Zudem hängen Blutdruckschwankungen und Kopfschmerzen zuweilen mit der Witterung zusammen.“ Dafür holte der Tagesspiegel eine andere Keule raus: „Das Wetter führt bei einigen Menschen zu verstärkten rheumatischen Gelenk- und Gliederschmerzen.“ Letzteres droht, wenn es plötzlich kühler und feuchter wird, wie es im Wechsel der letzten Tage und Wochen öfter der Fall war. Der relativ kurz gefasste Biowetterbericht der „Berliner Zeitung“ konstatierte generell: „Zurzeit sind nur wenige Beschwerden auf das Wetter zurückzuführen.“ In einem Punkt kündigte die „Berliner Zeitung“ Schlimmeres an als die anderen: „Vor allem Gräserpollen belasten Allergiker mäßig, örtlich sogar stark.“ Im Tagesspiegel war die Pollenbelastung nur „mäßig“, in der „Morgenpost“ gar nur „schwach bis mäßig“.

Die „Morgenpost“ hatte noch etwas anderes Beruhigendes zu vermelden: „Magen und Darm bereiten keinerlei Probleme.“ Der Tagesspiegel hatte darüber keine Informationen. Dem Darm kann es demnächst aber tatsächlich schlechter gehen, weil durch die Hitze weniger Sauerstoff im Blut zur Verfügung steht. Der Darm kann dann weniger arbeiten, und wer dann schwere, fette Gerichte isst, Sachen also, die besonders gut schmecken, der könnte ein Problem bekommen.

Thomas Globig, Meteorologe bei Meteomedia, weist auf einen wichtigen Aspekt hin. „Jeder Mensch reagiert auf das Wetter anders.“ Vielleicht sollte das Biowetter deshalb nicht ganz so ernst genommen werden. Mancher kann sich auch einbilden, unter dem zu leiden, was im Biowetter steht.

Da hilft nur ein kaltes Getränk, das tut bei Hitze besonders gut. Doch Vorsicht mit Cocktails! Die schmecken zwar auch gut, aber nicht jeder verträgt sie auch so gut. Diesen Aspekt muss das Biowetter aber erst noch entdecken.

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