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Panorama: Bis zu 148 Opfer bei Grubenexplosion in China

Auf mit Kohlenstaub verschmierten Bahren tragen Helfer die Opfer an die Oberfläche. Tränenüberströmte Frauen identifizieren ihre verstorbenen Männer.

Auf mit Kohlenstaub verschmierten Bahren tragen Helfer die Opfer an die Oberfläche. Tränenüberströmte Frauen identifizieren ihre verstorbenen Männer. 56 Leichen wurden nach einer schweren Grubenexplosion in der Nacht zum Donnerstag bisher aus einem Kohlenschacht in der zentralchinesischen Provinz Henan geborgen. Die Behörden rechnen jedoch mit bis zu 148 Toten.

Die Überlebenschancen für die 92 noch verschütteten Kumpel seien gering, sagte der Vizedirektor der staatlichen Arbeitsschutzverwaltung, Sun Huashan, der Nachrichtenagentur Xinhua. „Nach den Erfahrungen bei früheren Unglücken in Kohlengruben ist die Hoffnung, dass die vermissten Bergleute lebend davonkommen, nur sehr gering.“ Das Unglück ereignete sich zwei Stunden vor Mitternacht, als sich der Gasanteil in der Daping-Kohlenmine in der Provinz Henan plötzlich sprungartig erhöhte. 446 Kumpel waren zu diesem Zeitpunkt unter Tage. Minuten später kam es zur Explosion. Knapp 300 Bergarbeitern sei es noch gelungen sich aus dem Schacht zu retten, hieß es. Mindestens 20 seien verletzt, vier davon schwer. „Die Familien sind sehr aufgeregt. Alle Arbeiter und ihre Familienangehörigen sind vor Ort, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen“, sagte ein Angestellter der Mine.

Chinas ist der größte Kohlenproduzent der Erde. Die Abbaumethoden sind jedoch oft primitiv und gefährlich. Viele der Bergwerke haben keine oder veraltete Sicherheitsvorkehrungen. Unfälle sind an der Tagesordnung.

Offiziellen Angaben zufolge starben vergangenes Jahr 4150 Kumpel durch unterirdische Gasexplosionen, Überflutungen und Schachteinbrüche. Tatsächlich dürfte die Zahl der Getöteten jedoch bei mehr als 8000 im Jahr liegen, schätzen Experten.

Der Tod der Minenarbeiter ist der Preis, den Pekings Regierung offenbar zu zahlen bereit ist, damit Kohle billig bleibt. Um die günstige Versorgung der wachsenden Wirtschaft nicht zu gefährden, hat die Regierung in den letzten Jahren wenig zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Minen unternommen. Die Sicherheitsbestimmungen werden kaum durchgesetzt, Minenbesitzer kaum bestraft.

Das Unglück in der Daping-Mine sei ein Beispiel für die Geldgier und Korruption, wird im Internet kritisiert. „Nicht nur die Manager der Mine, die sich vom Profit blenden ließen, sondern auch die Kader, die mit ihnen unter ein Decke stecken, sollten sich schämen."

Harald Maass[Peking]

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