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Panorama: Blühende Landschaften

MAGDEBURG .Die ARD ließ sich das Ereignis eineinhalb Stunden kostbare Sendezeit und sicherlich auch so manche Gebührenmark kosten.

MAGDEBURG .Die ARD ließ sich das Ereignis eineinhalb Stunden kostbare Sendezeit und sicherlich auch so manche Gebührenmark kosten.Und selbst Bundespräsident Roman Herzog kam nach Magdeburg, wo er gestern als Schirmherr im Rahmen einer Gala die 25.Bundesgartenschau eröffnete - nach Cottbus im Jahr 1995 die zweite in Ostdeutschland."Die Rekultivierung auf diesem Areal soll Zeichen sein für den insgesamt fortschreitenden Aufbau in den neuen Bundesländern", sagte er in seiner Eröffnungsansprache."Man kann es kaum glauben, was hier auf dem Gelände geschaffen wurde, das annähernd 100 Jahre lang militärisch genutzt worden ist und unter dem die Trümmer der im Zweiten Weltkrieg so furchtbar geschundenen Stadt liegen." Nach der Eröffnung pilgerte Herzog zur Rosenausstellung, um eine Neuzüchtung auf seinen Namen zu taufen.

Ein Teil der Trümmer wurde geborgen und in die Gestaltung der Jubiläumsgartenschau eingebunden.Zahlreiche Themengärten rund um den "Jahrtausendturm" erinnern an die wechselvolle Geschichte der mehr als 1000 Jahre alten Stadt, in der auch nach Ansicht von Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) tatsächlich eine blühende Landschaft entstanden ist."Ansonsten sind wir ja inzwischen, was blühende Landschaften angeht, im Osten recht skeptisch geworden", sagte der Regierungschef.Oberbürgermeister Willi Polte verwies auf die reiche Geschichte der Stadt und des Buga-Geländes.Immerhin hat hier einst der Flugpionier Hans Grade die ersten deutschen Motorflugversuche unternommen.Danach beherrschten die Militärs das Areal: zunächst wilhelminischen Truppen, später Reichswehr, Wehrmacht und Sowjetarmee, die nach dem Abzug 1992 den Cracauer Anger als Trümmerfeld zurückließ, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die städtische Mülldeponie gen Himmel stank.

Im Rahmen der Buga-Arbeiten wurde auch die Deponie saniert: Das stinkende Gas wird jetzt über zahlreiche Brunnen abgesaugt und in einem eigens errichteten Blockheizkraftwerk zu Wärme für ein benachbartes Spaßbad sowie für die neuen Magdeburger Messehallen und in Strom für das Buga-Gelände selbst umgewandelt.In weniger als drei Jahren ist das Areal zu einer bemerkenswerten Kulturlandschaft umgestaltet worden, und der einstige Müllberg kann durch eine eigens angelegte Sommerrodelbahn zudem auch noch richtig Spaß machen.Zur 220 Millionen Mark teuren Buga werden rund zwei Millionen Besucher erwartet.

Konzept der Bundesgartenschauen ist es stets, eine Landschaft zu gestalten, die auch nach Abschluß der Ausstellungen der Veranstaltungsstadt als urbaner Zugewinn erhalten bleibt.Das gilt auch für Magdeburg.Der Elbauenpark, wie das Areal nach Abschluß der 178 Buga-Tage heißen wird, soll auch in den kommenden zehn Jahren nur gegen Eintritt zugänglich sein.Das war allein schon aufgrund der Wirtschaftsförderungsmittel notwendig, die es nun einmal nur für Unternehmen gibt, die einen wirtschaftlichen Zweck verfolgen.

Die Stadtväter von Magdeburg erhoffen sich von der Bundesgartenschau vor allem einen erheblichen Imagegewinn.Dazu soll nicht zuletzt der Jahrtausendturm beitragen.In einem bewußt schief gehaltenen 60 Meter hohen Holzturm findet sich eine bemerkenswerte Ausstellung über 6000 Jahre menschlicher Wissenschafts- und Erfindergeschichte.Damit will Magdeburg an alte Größe anknüpfen.Schließlich wirkte hier Otto von Guericke, der mit dem berühmten Halbkugelversuch die Kraft des Luftdrucks nachwies und ganz nebenher auch das Barometer erfand.Als Oberbürgermeister sorgte er für den Wiederaufbau des im 30jährigen Krieg zerstörten Magdeburg, das heute ein so schwerwiegendes Imageproblem hat, obwohl es kaum mehr soziale Probleme und rechtsradikale Randalierer als in anderen ostdeutschen Städten vergleichbarer Größe gibt.Vielleicht, kann die Bundesgartenschau hier einen positiven Akzent setzen.

EBERHARD LÖBLICH

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