zum Hauptinhalt
Amok_Finnland

© AFP

Blutbad an Berufsschule: Amoklauf in Finnland - zehn Schüler ermordet

Fassungslosigkeit in Finnland: Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ist ein Amokläufer nach einer Ankündigung im Internet in eine Schule gestürmt und hat wahllos Menschen erschossen.

In der Kleinstadt Kauhajoki starben am Dienstag mindestens zehn Berufsschüler, als ein schwer bewaffneter und maskierter Mitschüler wild um sich feuerte. Der 22 Jahre alte Täter aus Kauhajoki schoss sich nach Angaben der Polizei anschließend selbst in den Kopf. Er wurde schwer verletzt in das Krankenhaus von Tampere gebracht und starb wenig später. Erst im vergangenen November hatte ein 18-jähriger Abiturient im finnischen Jokela sechs Mitschüler, die Rektorin und die Schulkrankenschwester erschossen. Anschließend nahm er sich das Leben.

In Kauhajoki, 350 Kilometer nördlich von Helsinki und nahe der Ostseestadt Vaasa, stürmte der Amokläufer gegen 11.00 Uhr Ortszeit in die Berufsschule. Nach Angaben des Rektors Tapio Varmola hielten sich zu diesem Zeitpunkt 150 der insgesamt 200 Schüler dort auf. Der Mann lief in einen Kellerraum der Palvelualojen-Oppilaitos-Schule, wo eine Klasse mit naturwissenschaftlichen Experimenten beschäftigt war. Dort habe es die meisten Opfer gegeben, hieß es in Berichten von Augenzeugen. Kurz vor dem Amoklauf hatte der Schüler in einem Internetforum ausdrücklich ein "Kauhajoki School Massacre" angekündigt.

Die Zeugen verfolgten mit, wie eine blutende Schülerin aus dem Schulgebäude flüchtete, in dem mehrere Brände ausbrachen. Der Schüler Jukka Forsberg berichtete: "Ich sah durch ein Fenster in den Unterrichtsraum, wie er Schüsse abfeuerte. Danach bin ich im Zickzack vor ihm geflüchtet. Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe." Die Polizei beorderte Anti-Terror-Spezialisten zu der Schule.

Hätte die Bluttat verhindert werden können?

Innenministerin Anne Holmlund musste einräumen, dass die Polizei noch am Vortag keinen Anlass gesehen hatte, gegen den Mann aktiv zu werden, der sich mit gefilmten Schießübungen im Internetportal YouTube präsentiert hatte. Am Montag hatte ihn ein Polizeibeamter zu dem Schusswaffen-Auftritt im Internet befragt und danach keinen Grund gesehen, die Waffe oder den im August ausgestellten Waffenschein einzuziehen. Der 22-Jährige aus Kauhajoki gab in seinem Profil als Hauptinteressen "Computer, Waffen, Sex und Bier" an. Die Seite wurde inzwischen vom Netz genommen.

Auch nach seinem Selbstmordversuch und dem erfolgreichen Löschen der Brände waren aus dem Krankenhaus und von anderen Behörden zunächst nur vage und teils widersprüchliche Angaben über die Opferzahlen zu hören. Die erst nach langem Zögern veröffentlichte Zahl von neun Toten übertraf dann noch alle Befürchtungen. Die finnische Regierung trat in Helsinki zu einer Sondersitzung zusammen.

Nach dem ersten Amoklauf im November 2007 hatte es in der finnischen Öffentlichkeit massive Forderungen nach einer Verschärfung der Waffengesetze gegeben. Auch der 18-jährige Amokläufer vom vergangenen November hatte wenige Monate vor dem Attentat völlig legal einen Waffenschein für die Mordwaffe erhalten und seine Tat als "Jokela High School Massacre" angekündigt.

Thomas Borchert[dpa]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false