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Panorama: Blutbad in Telgte

Unbekannte erschießen nachts drei Frauen vor Fitnessstudio

Die Idylle der kleinen Wallfahrtsstadt Telgte vor den Toren Münsters hat schlagartig ein Ende gefunden. Ein mysteriöser Mord an drei Frauen hat das Münsterland in Angst und Schrecken versetzt. „Man kann von einer Hinrichtung sprechen“, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Münster. Während sich die Tatortermittler und eine Einsatzhundertschaft Stunden nach der Tat der bei Nieselregen besonders schwierigen Suche nach verwertbaren Spuren widmen, wird die grausame Bluttat zum Tagesgepräch. Schon kurz nach 9 Uhr erfährt die Kundin im kleinen Lebensmittelgeschäft auf der anderen Seite der Ems, dass eine Putzkolonne getötet wurde. „Alles Türkinnen“, sagt sie. Doch das stellt sich als falsch heraus. Es handelt sich um eine Türkin und zwei Deutsche.

Eine Mischung aus Sensationslust und Angst bemächtigt sich der Telgter. Angst davor, dass die unfassbare Tat auf das Konto eines Unzurechnungsfähigen geht, der jederzeit wieder zuschlagen kann. Und der sich seine Opfer wahllos aussucht. Die Ermittler teilen diese Befürchtung allerdings nicht: Nach einer unmotivierten Tat sieht es nicht aus. Die Frauen im Alter von 30, 34 und 39 Jahren waren gegen Mitternacht auf dem Parkplatz eines Fitness-Clubs aus nächster Nähe mit jeweils einem gezielten Kopfschuss getötet worden. Alle drei waren verheiratet und arbeiteten als Putzfrau in dem erst vor zehn Monaten eröffneten Studio. Der oder die Täter fingen ihre Opfer ab, als diese nach getaner Arbeit das Studio verließen. Wer die Frauen erschoss, weiß die Polizei nicht: „Uns fehlt bislang die heiße Spur.“ Auch über das Motiv rätseln die Ermittler noch. „Wir ermitteln im Umfeld der Opfer und haben auch die drei Ehemänner der Frauen vernommen“, erklärte der Leiter der Mordkommission, Werner Brökers.

Klarer sehen die Ermittler inzwischen, wie der Mord geschah. Die Putzfrauen gingen nach getaner Abend durch die Tür, die zum Büro des Fitness-Clubs „Fit & Fun“ führt, nach draußen und schlossen ab. Unmittelbar darauf - nur wenige Meter vom Eingang entfernt - fielen die tödlichen Schüsse. Der Fitness-Club hatte zu dieser Zeit schon seit über zwei Stunden geschlossen, wie jeden Dienstagabend.

Unruhig wurde der Schwiegervater einer der Frauen, als sie um 1 Uhr noch nicht zu Hause war. Er ging zum Fitness-Club, um nachzusehen. Dort fand er die drei Frauen blutüberströmt am Boden liegen und alarmierte die Polizei. Bei zwei Opfern, einer 30 Jahre alten Türkin und einer 39-jährigen Deutschen, konnte der Notarzt nur noch den Tod feststellen. Die dritte, eine 34-jährige Deutsche, wurde mit schweren Kopfverletzungen in die Klinik gebracht. Doch auch für sie kam jede Hilfe zu spät.

Stefan Clauser[Telgte]

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