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Eine Maschine von Alaska Air im Anflug auf Everett, Washington.

© Reuters

Boeing musste notlanden: Ladearbeiter im Frachtraum eingeschlafen

Eine Maschine der Alaska Airlines musste am Montag kurz nach dem Start in Seattle umkehren, um einen Verladearbeiter aus dem Frachtraum zu befreien. Der Mann war dort eingeschlafen. Kein Einzelfall.

Ein offenbar schläfriger Mitarbeiter des Flughafens in Seattle (US-Bundesstaat Washington) zwang eine Boing zur Notlandung. Flug AS 448 nach Los Angeles war um 14.39 Uhr Ortszeit (23.25 MESZ) mit 14-minütiger Verspätung in Seattle gestartet. Mit 170 Passagieren war die Boeing 737-900 fast ausgebucht. Noch im Steigflug hörten die Reisenden in der First Class, die sich gleich hinter dem Cockpit befindet, plötzlich Klopfgeräusche und Hilferufe aus dem unter der Kabine liegenden Frachtraum. An Bord hätten sich zwei Sky Marshalls befunden, berichtete Fluggast Jesse Sycuro dem Fernsehsender King-5. Diese seien aufgesprungen und hätten mit einer Stewardess gesprochen, die den Flugkapitän verständigte.

Die Piloten beschlossen daraufhin umzukehren und erklärten eine Luftnotlage, um schnellstmöglich wieder in Seattle landen zu können. Die Passagiere in der Coach Class hatten bis dahin nichts von dem Vorfall mitbekommen. Während die Flugbegleiter ihnen erklärten, dass keine Gefahr bestehe, klopften die beiden Sicherheitsbeamten ihrerseits auf dem Boden und riefen dem Eingeschlossenen zu, dass die Maschine umkehre. Als die Boeing nach nur 14 Minuten Flugdauer wieder aufgesetzt hatte und zum Gate N16 gerollt war wurde die Klappe des Frachtraums geöffnet und der verschreckte, aber ansonsten unversehrte Arbeiter kroch den alarmierten Feuerwehrleuten entgegen. Er wurde trotzdem vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht und musste sich nach amerikanischen Medienberichten außerdem einer Blutprobe unterziehen.

Der Mann ist nach Angaben der Fluggesellschaft Alaska Airlines Angehöriger eines Dienstleistungsunternehmens, dass die Flugzeuge be- und entlädt. Er hatte seine Arbeit um fünf Uhr früh begonnen und war beim Beladen des letzten Flugzeugs vor dem für 14.30 Uhr angesetzten Schichtende offenbar vom Schlaf übermannt worden. Der Leiter des vierköpfigen Teams hatte sein Verschwinden zwar noch vor dem Schließen der Klappe bemerkt und in den Frachtraum hinein nach ihm gerufen, aber keine Antwort erhalten. Auch als sich der Mann anschließend nicht auf seinem Handy meldete, schöpfte er keinen Verdacht, sondern ging davon aus, dass der Kollege bereits Feierabend gemacht hatte.

Da bei modernen Verkehrsflugzeugen auch der Frachtraum Teil der Druckkabine ist und er sich zudem im  beheizten Teil aufhielt, hätte für den Arbeiter keine Lebensgefahr bestanden. Es handelte sich nicht um den ersten derartigen Zwischenfall in den USA. Im Februar 2011 war auf dem Reagan National Airport ein Verladearbeiter versehentlich im Gepäckraum einer Maschine der US Airways eingeschlossen worden. Er konnte noch vor dem Start auf sich aufmerksam machen. Im März 2009 wurde dagegen ein Arbeiter, der auf dem New Yorker Kennedy-Flughafen im Frachtabteil eines Regionaljets von Jet Blue eingeschlafen war, nach 31-minütigem Flug erst nach der Landung in Hartford entdeckt. Ähnlich erging es einem Kollegen, der im Juni 2005 im Gepäckraum einer MD-80 der Spirit Airlines von New York nach Detroit flog.

Rainer W. During

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