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Panorama: Bohrinsel vor Brasilien: Das Unglück kostet eine Milliarde

Der Untergang der Ölbohrinsel P-36 hat einen Strudel ausgelöst, dessen Sog auch den Präsidenten des staatlichen Ölkonzerns Petrobras erfasst hat. Henri Philippe Reichstul droht die Entlassung.

Der Untergang der Ölbohrinsel P-36 hat einen Strudel ausgelöst, dessen Sog auch den Präsidenten des staatlichen Ölkonzerns Petrobras erfasst hat. Henri Philippe Reichstul droht die Entlassung. Der Verlust der Plattform kostet das Unternehmen eine Milliarde Mark. Der Kurs der Petrobras-Aktie fiel um über sieben Prozent. Der Ausfall der Ölförderung gefährdet nicht nur die Bilanz des Konzerns, sondern auch die angeschlagene brasilianische Wirtschaft. Die P-36 war die produktivste Bohrinsel des Konzerns. Für Brasilien bedeutet das Unglück zusätzliche Ölimporte in Höhe von monatlich bis zu 40 Millionen Dollar und eine Erhöhung der erdrückenden Schuldenlast. Damit steigt auch der Druck auf die Landeswährung Real, die sich ohnehin schon auf einem Zwei-Jahres-Tief befindet. Das erste Opfer nach dem Untergang könnte Reichstul sein. Auch wenn ihm der Kampf gegen Trägheit und Korruption innerhalb der Staatsfirma zugute gehalten wird, fallen in die Amtszeit des Vorsitzenden eine Reihe von Umweltkatastrophen. Im Januar 2000 strömten bei Rio de Janeiro 1,3 Millionen Liter Öl in die Bucht von Guanabara. Im Juli flossen dann im Süden des Landes vier Millionen Liter Öl aus einer geborstenen Pipeline in den Fluss Iguacu. Mittlerweile fordern die Opposition und auch Politiker der Regierungskoalition, Reichstul solle in einer Anhörung Rechenschaft über das Unglück ablegen. Insbesondere solle er zu Vorwürfen der Gewerkschaft Stellung nehmen, er habe die Sicherheit der Anlagen vernachlässigt, um die Gewinne zu steigern. Reichstul hat den Reingewinn des Unternehmens von 880 Millionen Dollar im Jahr 1999 auf fünf Milliarden Dollar im Jahr 2000 katapultiert.

Zum Thema Hintergrund: Gesunkene Ölplattformen der letzten 50 Jahre

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