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Expertenuntersuchung

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Brandkatastrophe: Warum dauern die Ermittlungen so lange?

Wie weit sind die Ermittlungen in Ludwigshafen gediehen? Weiß die Polizei nach fast einer Woche, wie der Brand entstanden ist? Volker Klein, Pressesprecher von der Luwigshafener Polizei, hat immer noch keine Erfolgsmeldungen. Und das ist gut, sagt ein anderer Experte.

Die Brandschutzermittler sind noch im Haus unterwegs, 80 Beamte beschäftigen sich mit dem Fall. Das Gebäude wird weiter gesichert, damit die Ermittler nicht gefährdet sind. Stock für Stock, Zimmer für Zimmer durchstreifen die Polizisten das Gebäude und sichern den Schutt. Denn der soll untersucht werden und Hinweise auf die Brandursache geben. Auch die Befragungen der Zeugen sind noch in vollem Gange.

Dass die Polizei erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen noch nicht veröffentlicht hat, falls es welche gibt, ist nach Meinung von Oberstaatsanwalt Karlheinz Dalheimer ein gutes Zeichen. „Sie müssen berücksichtigen, dass dieser Fall bundesweit und international für großes Aufsehen sorgt“, sagt der Leiter der Abteilung für Brandstiftungsverfahren in Berlin. „Bevor die Polizei und die Feuerwehr irgendein Statement abgeben, werden sie sehr, sehr gründlich alles untersuchen.“ Dass die Verantwortlichen keinen Schnellschuss abfeuerten, spreche für ihre Sorgfalt. Außerdem gäbe es keine Regelzeit für die Aufklärung von Brandfällen, sagt Dalheimer.

"Die Aufklärung kann unglaublich schwierig sein"

Was passiert, nachdem wie in Ludwigshafen ein tödliches Feuer in einem großen Haus wütete? Wenn die Feuerwehr Hinweise auf eine Straftat findet, informiert sie die Polizei. Spezialisten untersuchen den Brandschutt und versuchen herauszufinden, ob es sich um Brandstiftung handelt oder ob der Brand durch Fahrlässigkeit entstand. Todesopfer liefern den Ermittlern Spuren. Sind die Menschen verbrannt oder erstickt? An ihrem Zustand kann man erkennen, wie stark das Feuer gewesen ist. Wenn innerhalb kurzer Zeit ein riesiger Brand entstanden ist, der sich mit großer Geschwindigkeit verbreitet hat, deutet das auf einen Brandbeschleuniger hin. Wie die Opfer in Ludwigshafen aussehen, auch darüber schweigt die Polizei.

Brandnester sind ebenfalls wichtige Indizien, erklärt Dalheimer. Brandnester sind Stellen auf dem Boden, die besonders eingebrannt sind. Es kommt nicht selten vor, dass es mehrere Brandnester gibt, wenn Täter unbedingt wollten, dass ein Haus brennt. Bei mehreren Brandnestern kann man von einer Vorsatztat ausgehen. Ein einzelnes Brandnest kann auch durch Fahrlässigkeit entstanden sein. Der klassische Fall ist: Jemand trinkt Alkohol, schläft ein und die brennende Zigarette verursacht ein Feuer. Wenn sich in der Nähe des Brandloches Zigarettenkippen befinden, deutet das auf dieses Szenario hin.

„Bei einem so großen Haus wie in Ludwigshafen kann die Aufklärung der Brandursache unglaublich schwierig und langwierig sein“, sagt der Oberstaatsanwalt. Bei einem Steinhaus ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich ein Feuer nicht so intensiv ausbreitet. Wurde beim Hausbau viel Holz verwendet, dann brennt es lichterloh. In einem alten Haus mit vielen Holztreppen die Brandursache zu finden, ist relativ schwierig. Das Treppenhaus des dreigeschossigen Gebäudes in Ludwigshafen war aus Holz. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Es soll baufällig gewesen sein. Ein Brandstifter, sollte es ihn geben, dürfte leichtes Spiel gehabt haben, im Gegensatz zu den Beamten, die den Fall jetzt aufklären.

Katrin Jurzig

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