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Braunbär in Bayern: Empörung über geplanten Abschuss

Der geplante Abschuss des Braunbären in Bayern sorgt weiter für Aufregung. Als "typisch deutsch" hat der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Hubert Weinzierl, die Entscheidung kritisiert.

München - «Wir machen uns weltweit lächerlich.» Am Dienstag waren mehrere Jäger im Raum Garmisch- Partenkirchen auf der Suche nach dem Bären unterwegs. Das Gewehr auf Meister Petz dürfen aber nur die Jagdberechtigten in dem jeweiligen Revier anlegen, betonte Sprecher Roland Eichhorn vom bayerischen Umweltministerium.

«Wir raten dringend davon ab, die Flinte in den Kofferraum zu schmeißen und dorthin runterzufahren», sagte Eichhorn. Auf Bärenschinken oder das Bärenfell brauche sich ohnehin niemand zu freuen. Der Bär unterliege weiter dem Artenrecht und solle im Fall eines Abschusses für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

Weinzierl betonte, der Bär könne betäubt und müsse nicht getötet werden. Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) müsse seine Abschuss-Anordnung sofort zurückziehen, forderte Weinzierl im niederbayerischen Wiesenfelden. Ansonsten solle Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) seinen «wild gewordenen Landsmann bremsen».

Das Bundesumweltministerium will sich zu dem geplanten Abschuss des Braunbären in Bayern nicht äußern. Dies sei reine Ländersache, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag in Berlin. Grundsätzlich sei es aber positiv, dass Tiere wie Wölfe oder Bären wieder in Deutschland angesiedelt würden. Der Tierschutzbeauftragte der SPD- Bundestagsfraktion, Wilhelm Priesmeier, kritisierte das geplante Vorgehen. «Ich halte das Theater nicht für angemessen», sagte Priesmeier der «Berliner Zeitung» (Dienstag). Der Abschuss sei nur zu rechtfertigen, wenn von dem Tier eine unmittelbare Gefahr für Menschen ausginge.

Auch der Deutsche Tierschutzbund wandte sich strikt gegen einen Abschuss. «Ich halte den Vorgang für ungeheuerlich und empörend», sagte die Vizepräsidentin des Verbandes, Brigitte Rusche, der «Berliner Zeitung». In Deutschland rege man sich über jeden Elefanten auf, der von armen Bauern in Afrika erschossen werde, um die Ernte zu schützen. «Aber selbst fällt uns nichts Besseres ein, als einen Bären sofort abzuschießen», kritisierte die Biologin aus München.

Bayerns Umweltminister Schnappauf verteidigte erneut die Freigabe zum Abschuss. Dies sei eine der schwersten Entscheidungen in seiner bisherigen Amtszeit gewesen, sagte der CSU-Politiker dem Nachrichtensender N24. Unterstützung bekam er vom Wildbiologen Hubert Schatz bei der österreichischen Landesregierung in Vorarlberg. «Ein Bär, der die menschliche Nähe überhaupt nicht mehr scheut, ist durchaus ein Bär, der als Risikobär einzustufen ist», sagte Schatz dem Bayerischen Rundfunk (BR).

Der Braunbär war von Tirol nach Bayern gekommen, es ist der erste Bär in freier Natur in Deutschland seit 170 Jahren. Im Raum Garmisch- Partenkirchen hatte er aber binnen kurzer Zeit elf Schafe gerissen und war zuletzt sogar in einen Hühnerstall eingedrungen. Daraufhin hatte Schnappauf ihn zum Abschuss freigegeben, um eine Gefährdung von Menschen auszuschließen. (tso/dpa)

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