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Norwegen: Breivik bleibt isoliert

Der Attentäter von Oslo will auch nach der vom Gericht verordneten Frist in Einzelhaft im Gefängnis bleiben – aus Angst vor Mithäftlingen.

Die norwegische Polizei will auf die Fortsetzung der Isolationshaft für Anders Behring Breivik verzichten. Dennoch wird Breivik, der am 22. Juli nach einem Bombenanschlag auf das Osloer Regierungsviertel mit acht Toten 69 Jungsozialdemokraten auf der Insel Utöya ermordet hatte, isoliert bleiben.

Nachdem die Ermittlungsbeamten den, nach den Worten von Premierminister Jens Stoltenberg, für den schlimmsten Landesterror seit der NS-Besetzung verantwortlichen Rechtsextremisten insgesamt 100 Stunden verhört haben, gebe es für die Isolationshaft keine ermittlungstechnischen Gründe mehr, teilte die Polizei mit. Breivik hatte erklärt, mit seiner Tat die Sozialdemokratie für ihren „Moslemimport“ bestrafen zu wollen.

Doch entgegen Breiviks Manifest, in dem er von einem europaweiten „Kreuzritter“-Netzwerk gegen Moslems schreibt, habe es keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass der 32-Jährige Komplizen hatte, die weiter auf freiem Fuß sein könnten, begründete ein Polizeisprecher. Auch die insgesamt 1296 Verhöre anderer Personen und die in 20 verschiedenen Ländern beantragten Rechtshilfen zu möglichen Komplizen hätten nichts ergeben, was der Einzeltätertheorie widerspreche. Darüber hinaus hat Breivik mit zwölf Wochen Isolation auch die gesetzliche Höchstgrenze im norwegischen Haftwesen erreicht.

Dennoch soll er nach Angaben der Haftanstalt Ila weiter isoliert bleiben. Breiviks Leben sei ernstlich bedroht, nicht zuletzt auch durch die Mitgefangenen, sagte Gefängnisdirektor Knut Bjarkeid.

„Breivik sagt, er sei im Grunde froh, dass er nicht jetzt gleich andere Gefangene treffen muss“, sagte dessen Anwalt Geir Lippestad. Auch Besuchs-, Brief- und Medienverbot sollen vorerst gelten.

In Norwegen wächst unterdessen die Empörung über die polizeiliche Handhabung des Massakers. Entgegen ersten Versprechungen, eine Untersuchungskommission werde Teilergebnisse zur Polizeiarbeit bereits in diesem Herbst veröffentlichen, soll der ganze Bericht nun erst im nächsten Sommer und damit zwölf Monate nach der Tat veröffentlicht werden. Einen Skandal nennen das Anwälte von Hinterbliebenen und Überlebenden.

Polizisten waren anfänglich, ähnlich den New Yorker Feuerwehrmännern, mit spontanem Straßenapplaus begrüßt worden. Inzwischen kam heraus, dass eine frühzeitig eintreffende, schwer bewaffnete Einheit sich nicht auf die Insel Utöya traute und somit Breivik knapp 20 Minuten mehr Zeit zum Töten von 20 weiteren Jugendlichen hatte.

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