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Der Golfballtaucher Ralf Oestmann.

© dpa

Bremen: Als Taucher auf dem Golfplatz Geld verdienen

Was macht ein Taucher auf einem Golfplatz? Pro Tag holt er Tausende verlorene Bälle wieder an Land - neben anderen unerwarteten Fundstücken. Ein Job, von dem man sogar leben kann.

Wasserläufe gehören zu einer perfekten Golfplatzidylle dazu. Doch für viele Golfer sind die Teiche tückische Hindernisse, die fehlgeschlagene Bälle verschlucken. Hunderttausende weiße, gelbe, orange oder pinkfarbene Bälle landen jedes Jahr im Wasser. Ralf Oestmann aus dem niedersächsischen Verden verdient sein Geld damit, die Bälle wieder herauszuholen. Er nennt sich Lakeballtaucher - abgeleitet vom englischen „Lake“ für „See“.

Der 44-Jährige geht mit Taucheranzug, Brille, Schnorchel und Sauerstoffflasche ins Wasser und fischt die Bälle heraus. Allerdings nicht für die Golfer. „Ziel ist die Gewässerpflege“, sagt Oestmann, der die Bälle verkauft. „Wenn die Bälle lange im Wasser liegen, können sie verätzen und Schadstoffe freisetzen. Im schlimmsten Fall ist der Teich irgendwann tot.“ Seit acht Jahren ist Oestmann Golfballtaucher, einer von etwa zehn in Deutschland. Golfclubs in Niedersachsen und Bremen sind seine Kunden. Etwa 300 Gewässer auf Golfplätzen hat Oestmann nach eigenen Angaben in Pflege.

Doch nicht nur Bälle hat er schon aus Teichen gefischt. Auch Autobatterien, Golfschläger und verrostete Fahrräder hat er schon aus Tiefen von zwei bis drei Metern hoch geholt. „Einmal habe ich sogar einen geladenen Revolver gefunden“, erzählt er. Das Problem mit den Bällen ist dem Deutschen Golf Verband (DGV) seit Jahren bekannt. Der Verband entwickelte schon 2005 zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz das Umweltprogramm „Golf & Natur“. Ziel sei, die Optimierung der Bedingungen für den Golfsport mit dem größtmöglichen Schutz der Natur zu verbinden, sagt Marc Biber vom DGV. „Wir sind uns unserer Verantwortung für die Landschaft durchaus bewusst.“

Ralf Oestmann stellt sich am 10.11.2015 am Teich auf einem Golfplatz in Bremen mit seinen selbstgebauten Sammelkörben für geborgene Golfbälle vor.
Ralf Oestmann stellt sich am 10.11.2015 am Teich auf einem Golfplatz in Bremen mit seinen selbstgebauten Sammelkörben für geborgene Golfbälle vor.

© dpa

Golfbälle aus Teichen wieder rauszufischen, das hält Biber definitiv für sinnvoll. „Das sind Fremdkörper“, sagt er. Das Tauchen nach den Bällen ist für die Clubs kostenlos. Dafür darf Oestmann die „Wasserbälle“ - in der Golfsprache „Lakeballs“ - mitnehmen. Doch er macht nicht nur Jagd auf Golfbälle. „Der Nährstoffkreislauf in einem Gewässer muss funktionieren“, sagt der gelernte Gärtner mit Zusatzausbildung zum Greenkeeper auf Golfplätzen. Verkrauteter Grund und starke Algenbildung in den Teichen seien etwa ein Zeichen für ein Ungleichgewicht. Wenn gewünscht, setzt Oestmann dann Pflanzen wie Wasserminze oder Teichmuscheln, Schnecken, Edelkrebse sowie kleine Fischarten ein.

„Die Auswahl muss immer auch heimisch auf dem Gelände sein.“ Im Schnitt steigt Oestmann dreimal in der Woche in die Taucherkluft. Pro Tag holt er zwischen 2000 und 3000 Bälle aus dem Wasser. Seine Hauptsaison ist von Mai bis Oktober. Aber wenn das Wetter es zulässt, geht er wie in diesem Jahr auch noch im November auf Tauchstation. Die Bälle werden danach gereinigt und in vier Kategorien sortiert. Im Internet oder im Pro-Shop im Golfclub kann man sie kaufen - je nach Qualität kosten sie zwischen 20 Cent und 2 Euro pro Stück. (dpa)

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