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Die Tatwaffe. Eine Walther PPK und ein Schalldämpfer.

© dapd

Bremen: Mord in Parkhaus vor Aufklärung

Offenbar verband den Täter und das Opfer eine geschäftliche Beziehung. Der tatverdächtige 20-Jährige befindet sich noch auf der Flucht.

Drei Tage nach der Ermordung eines wohlhabenden Kaffeefahrten-Veranstalters in einem Bremer Parkhaus halten die Ermittler den zunächst mysteriösen Fall für weitgehend aufgeklärt. Dringend tatverdächtig sei ein noch flüchtiger 20-jähriger Bremer, der „private geschäftliche Beziehungen“ zu dem 46-jährigen Opfer unterhalten habe, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Nähere Angaben zum Motiv wollten die Ermittler nicht machen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand habe es sich aber weder um einen Raub- noch um einen Auftragsmord gehandelt, sagte der Leiter des Bremer Landeskriminalamtes (LKA), Andreas Weber, am Rande der Pressekonferenz.

Die Ermittler äußerten sich auch nicht dazu, ob die Tat im Zusammenhang mit dem überregionalen Kaffeefahrten-Geschäft des Opfers stand. Laut LKA-Chef Weber hatte die Polizei gegen den Reisekaufmann bereits wegen Betrugsvorwürfen ermittelt.

Der 46-Jährige, der sich auch als Jugendboxtrainer engagierte, war am Samstagnachmittag in einem belebten Innenstadtparkhaus aus nächster Nähe erschossen worden, als er nach einem kostspieligen Einkauf zu seinem Wagen gehen wollte. Der Täter flüchtete zu Fuß, ohne das Opfer auszurauben.

Aufnahmen einer Überwachungskamera und mehr als hundert Hinweise aus der Bevölkerung, vor allem aber Aussagen aus seinem engsten Umfeld führten laut Polizei jetzt zur Identifizierung des Tatverdächtigen. Am Dienstag wurden auch die Tatwaffe – eine Neun-Millimeter-Pistole mit Schalldämpfer – sowie Bekleidungsstücke in einem Altglascontainer gefunden.

Der Chef der Mordkommission, Helmut Mojen, geht davon aus, dass sich der Flüchtige noch im Laufe dieser Woche stellen werde. Offenbar haben die Ermittler dies aus dem Umfeld des Tatverdächtigen erfahren.

Der 20-Jährige arbeite als Reinigungskraft in einem Industrieunternehmen und sei bisher einmal wegen eines kleinen Körperverletzungsdelikts aufgefallen, hieß es weiter. Der Verdächtige kommt ursprünglich aus Bremerhaven. Dort hatte er eine Gesamtschule besucht und war Anfang dieses Jahres nach Bremen umgezogen. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt Haftbefehl wegen Mordes beantragt, wie Oberstaatsanwalt Frank Passade sagte.

Nach Aussage einer Ersthelferin im Parkhaus soll der Sterbende gesagt haben, er kenne den Täter nicht. Nach Ansicht der Polizei trifft diese Aussage aber nicht zu. Beide Männer „waren einander bekannt und hatten geschäftliche Beziehungen zueinander“, so LKA-Chef Weber.

Der Kriminologe Christian Pfeiffer (Hannover) hatte in einem Gespräch mit der „Bild“-Zeitung zunächst spekuliert, dass es sich um einen Auftragsmord handele. Bremens Polizeipräsident Lutz Müller sagte dazu: „Ich würde gerne auf die Glaskugel von Herrn Pfeiffer zurückgreifen können.“

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