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© AFP

Brückeneinsturz in den USA: Bilder wie bei einem Erdbeben

Beim Einsturz einer Autobahnbrücke in Minneapolis sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Inzwischen hat die Suche nach der Ursache des Unglücks begonnen. Mängel an der Brücke waren bekannt.

Tödliches Unglück im Feierabendverkehr: Beim Einsturz einer achtspurigen Autobahnbrücke sind in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota mehrere Menschen getötet worden. Die Polizei bestätigte bisher den Tod von vier Menschen, örtliche Medien sprechen von neun Toten. Taucher suchen nach Opfern, die bei dem Unglück mit ihren Autos in den Mississippi gerissen wurden. Bis zu 30 Menschen werden noch vermisst. Das Unglück traf viele Berufspendler, die gerade auf dem Weg von der Arbeit nach Hause waren. Die Ursache ist bislang unklar. Den Behörden war bekannt, dass die Brücke Abnutzungsmängel aufwies.

Der 40 Jahre alte Stahl- und Betonbau stürzte kurz nach 18 Uhr (1 Uhr MESZ) plötzlich ein, als die Autos im Berufsverkehr Stoßstange an Stoßstange standen. "Die Brücke begann zu fallen, Autos flogen in alle Richtungen und ich sah das Wasser kommen", berichtete Catherine Yankelevich, die in ihrem Auto in den Fluss stürzte und sich durch das Fenster retten konnte. Auch Ramon Houge fuhr gerade auf der Brücke, als die Fahrbahn plötzlich vor ihm absackte. Fahrzeuge stürzten wie Spielzeugautos in das Wasser. "Es wirkte so unwirklich", sagte er der "Minneapolis Star Tribune". Nach Schätzungen von Rettungshelfern könnten 50 Autos in den Fluss gefallen sein.

Schulbus entging knapp einer Katastrophe

Der Unglücksort an der Autobahn I-35 bietet ein Bild der Verwüstung: Die Fahrbahn ist auf einer Länge von mehreren hundert Metern eingestürzt. Große Asphaltabschnitte liegen flach im Mississippi, andere ragen steil in den Himmel. Mächtige Stahlträger knickten wie Streichhölzer ein. Aus einem abgestürzten Lkw schlugen Flammen. Manche Fahrzeuge stürzten mit den Brückenteilen 20 Meter in die Tiefe und blieben dort auf Asphaltabschnitten liegen, andere wurden in den Fluss geschleudert. Ein Schulbus entging knapp einer Katastrophe: Er rutschte auf der abgesackten Fahrbahn ab, kam aber vor dem Sturz in den Fluss zum Stehen. Alle 60 Insassen überlebten. Zehn Kinder mussten ins Krankenhaus.

Behördenvertreter sind übereinstimmend der Ansicht, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird. Gouverneur Tim Pawlenty sprach von einer "Katastrophe historischen Ausmaßes für Minnesota". Feuerwehrchef Jim Clack sagte, insgesamt seien mehr als 60 Menschen ins Krankenhaus gebracht worden. Es sei unwahrscheinlich, dass weitere Überlebende gefunden würden. "Wir sind von der Rettungsarbeit zur Bergungsarbeit übergegangen", sagte er. Polizeichef Tim Dolan bezeichnete die Bergung der ins Wasser gestürzten und möglicherweise abgetriebenen Opfer als schwierig: "Die Bergung dieser Fahrzeuge und der Menschen, die sich vielleicht darin befinden, wird viel Zeit benötigen."

Ministeriumsbericht: Brücke war "strukturell mangelhaft"

Nach dem Unglück wurden kritische Fragen zum baulichen Zustand der Brücke laut. Gouverneur Pawlenty sagte in einer ersten Stellungnahme, bei der letzten Inspektion im Jahr 2006 seien keine Mängel bemerkt worden. Offizielle Dokumente stellten diese Aussage in Frage: Ein Bericht des Verkehrsministeriums von 2001 wies auf die Korrosion der Stahlträger hin. Die Brücke sei nach den Regeln von 1961 gebaut worden, die überholt seien.

Die "Minnesota Star Tribune" zitierte aus einem Ministeriumsbericht von 2005, in dem das Bauwerk als "strukturell mangelhaft" eingeschätzt wurde. Auf einer Mängelskala von eins bis 100 habe die Brücke den Wert 50 erreicht - ein Wert, der eine Ersetzung der Brücke habe ratsam erscheinen lassen.

Zum Zeitpunkt des Unglücks wurden kleinere Reparaturarbeiten an der Brücke ausgeführt. Laut Pawlenty sollten unter anderem Zementteile repariert und ersetzt werden. Experten bewerteten die Brücke als ungewöhnlich, weil sie weder durch einen Pfeiler im Fluss noch durch eine Hängeseilkonstruktion getragen wurde. Etwa 140.000 Fahrzeuge passierten die Flussquerung jeden Tag. (mit AFP/dpa)

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