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Bruno-Abschuss: Strafanzeige gegen Schnappauf

Einen Tag nach dem Abschuss des "Problembären" Bruno sind erste Strafanzeigen gegen Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) und die "Todesschützen" eingegangen. Schnappauf (Foto) verteidigte den Abschuss.

München - Bei der Staatsanwaltschaft München II gingen bis zum Dienstagmittag bereits neun Strafanzeigen ein. Das bestätigte der stellvertretende Behördenleiter, Oberstaatsanwalt Eduard Mayer. Allerdings gebe es bislang keinen ausreichenden Anfangsverdacht für eine Straftat; er habe deshalb kein formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Zum Teil sei einfach Strafanzeige erstattet worden, zum Teil richteten sich die Anzeigen konkret gegen Schnappauf, die beteiligten Jäger und Angehörige des Umweltministeriums, erläuterte Mayer. In den Strafanzeigen werden unter anderem Verstöße gegen die Jagdschutzgesetze und das Tierschutzgesetz genannt.

Wann die Überprüfung abgeschlossen sei, konnte Mayer noch nicht sagen: "Vielleicht in zwei bis drei Wochen kann zumindest gesagt werden, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden wird." Gleichzeitig betonte er, dass Schnappauf als Mitglied des bayerischen Landtags prinzipiell Immunität genieße.

Konsequenzen für den "Problemminister" gefordert

Schnappauf selbst wies derweil die scharfe Kritik am Abschuss des Braunbären energisch zurück. Das Tier sei wegen seiner fehlenden Scheu eine Gefahr für Menschen gewesen. "Wenn man die politische Verantwortung trägt, kann und darf man nicht warten, bis etwas passiert", sagte Schnappauf der "Bild"-Zeitung. Allerdings sei auch er "unendlich traurig", dass Bruno sterben musste.

Rücktrittsforderungen aus der SPD wies Schnappauf als "völlig absurd" zurück. Dies sei ein typisches Oppositionsverhalten. "Hätte ich nichts unternommen, und der Bär hätte jemanden angefallen, vielleicht gar getötet, dann würde die SPD deshalb meinen Rücktritt fordern", kritisierte der CSU-Politiker. Er habe sich bei der Entscheidung über Bruno in einer Situation befunden, "in der man es eigentlich niemandem recht machen konnte".

Die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag hatte mit dem Hinweis, Schnappauf werde zum "Problemminister", dessen Rücktritt verlangt. Der bayerische Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl verlangte einen umfassenden Bericht. "Es sind für mich unwahrscheinlich viele Fragen offen - des nationalen wie des internationalen Naturschutzrechts, aber auch des Waffenrechts", sagte er im Bayerischen Rundfunk (BR). Der Verein Tierfreunde Hellabrunn verlangte ebenfalls Konsequenzen für den "Schad-, Problem- und Risikominister".

Unabhängig von den Strafanzeigen könnte der Fall "Bruno" ein weiteres juristisches Nachspiel haben. Denn beim Landesjagdverband Bayern gingen Morddrohungen gegen den oder die Schützen ein. Werden die Absender ermittelt, droht ihnen - sofern sie strafmündig, voll schuldfähig und nicht psychisch gestört sind - eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu einem Jahr.

"Mir tut auch das Schaf Leid"

Tirols Regierungschef, Herwig van Staa, bemühte sich unterdessen, die Wogen zu glätten. Man dürfe das Schicksal des Braunbären nicht vermenschlichen. Bei der Bewertung des Abschusses eines Bären dürfe man nicht vergessen, dass es in Europa 30.000 bis 40.000 Braunbären gebe, von denen jährlich etwa 4000 geschossen würden, sagte er der Nachrichtenagentur APA. Der Braunbär sei keine aussterbende Wildtierrasse.

Dem Menschen müsse der höchste Schutz zuteil werden, dann den Haustieren und dann erst den Raubtieren. "Ein Braunbär mit dem menschlichen Namen "Bruno" ist kein Kuscheltier. Mir tut auch das Schaf Leid, dass der Bär gerissen hat", sagte Van Staa. (tso/ddp/dpa)

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