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Buch der Mutter: Maddie wird immer noch vermisst

Das Buch von Madeleine McCanns Mutter über das mysteriöse Verbrechen erscheint am 12. Mai. Es wird begleitet von altem Streit. Wieder wird es Kritik, Hass und gut gemeinte Ratschläge geben.

Madeleine McCann war fast vier Jahre alt, als sie am 3.  Mai 2007 bei einem Familienurlaub in Praia da Luz, Portugal, entführt wurde oder spurlos verschwand. Die Eltern saßen mit Freunden in einem Pizzarestaurant. Maddie und ihre Geschwister waren im Ferienappartement geblieben – allein. Die Eltern und ihre Freunde hatten verabredet, während des Essens regelmäßig nach den Kindern zu sehen.

Nun wird Maddie wieder Schlagzeilen machen. Am 12. Mai, zum achten Geburtstag des Mädchens, erscheint das Buch der Mutter, Kate McCann, über die Entführung und die unermüdliche Suche der Eltern nach ihrer Tochter. Man wird auch so detailliert wie nie erfahren, was die Eltern McCann zur Flut offener und versteckter Anschuldigungen und Verschwörungstheorien sagen, mit denen sie seit dem Verschwinden Maddies konfrontiert werden. „Mein Grund, dieses Buch zu schreiben, ist einfach: Ich will die Wahrheit berichten. Das Buch zu veröffentlichen war eine sehr schwere Entscheidung. Wir haben lange darüber nachgedacht.“ Aber die leere Kasse im Fonds für die Suche nach Maddie habe ihnen keine andere Wahl gelassen, sagen die Eltern.

Die Tantiemen für das Buch „Madeleine. Das Verschwinden unserer Tochter und die anhaltende Suche nach ihr“ (Transworld) gehen direkt an den Madeleine-Fonds „Leaving No Stone Unturned Ltd.“ (Jeder Stein soll umgedreht werden). Autogrammstunden mit der Autorin wird es nicht geben – „das wäre geschmacklos“ – Kate McCann hat auch Angst vor dem Starren und der Aggressivität der Menschen. Aber die 42-Jährige und ihr Mann Gerry McCann hoffen, dass das Buch die Publizität um den Fall neu anregt und so zu neuen Spuren und Hinweisen führt. „Nichts ist uns wichtiger als unser kleines Mädchen zu finden.“

Das Buch und der Jahrestag ist von Kontroversen begleitet, bevor es erscheint – wie immer, wenn die McCanns mit ihren Medienkampagnen an die Öffentlichkeit gehen. Wieder gibt es TV-Interviews in Europa und in den USA. Wieder wird es Kritik, Hass und gut gemeinte Ratschläge geben. Das Spektrum reicht von denen, die sagen, Kate McCann solle loslassen, die Trauer verarbeiten und wieder ein normales Leben in ihrem alten Beruf als Allgemeinärztin führen, bis zu Websites, die behaupten, die McCanns seien Betrüger und Aufschneider oder hätten gar ihre Tochter selber umgebracht. Eine „Madeleine Foundation“ verbreitet eine Liste von 163 Fragen an die McCanns. Nicht hilfreich war, dass die McCanns einem Hochstapler, der sich als Geheimdetektiv ausgab, hunderttausende Pfund aus dem Maddie-Fonds aushändigten.

Aber Kate und ihr Mann Gerry, der seit drei Jahren wieder als Kardiologe in Leicester arbeitet, haben einen treuen Kreis von Helfern, darunter Dokumentarfilmerin Emma Loach und „Harry-Potter“-Autorin J. K. Rowling. Berichte, Rowling habe das McCann-Buch als „Ghostwriter“ geschrieben, wurden aber dementiert. Rowlings Leistung habe sich auf „Ratschläge“ beschränkt. Außerdem vermittelte sie McCann an ihren Literaturagenten. Rowling ist aber mehrfach mit Kate McCann aufgetreten, hat ihre Sucharbeit unterstützt und selbst eine Belohnung von einer Million Pfund für denjenigen ausgesetzt, der Maddie findet. Versteckt auf Rowlings offizieller Website findet sich eine Seite zu Maddie.

Kate McCann selbst geht nach eigenen Angaben zweimal jeden Tag in Madeleines Zimmer in ihrem Haus in Rothley, Leicestershire, um Ruhe zu finden. Sonst versuche sie den Zwillingen Sean und Amelie eine gute Mutter zu sein. Maddie wäre jetzt acht Jahre alt. In ihrer alten Schule in Rothley wird immer noch ein Platz für sie freigehalten.

Matthias Thibaut

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