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Christoph Waltz wurde für seine Rolle in Tarantinos „Django Unchained“ geehrt.

© AFP

Panorama: Bühne frei fürs Coming-out

Wie Jodie Foster ihre Kollegen bei der Golden-Globe-Verleihung verblüffte – Spielbergs „Lincoln“ wird fast übergangen.

Die Überraschung des Abends war Jodie Foster. Ihre Kollegen wussten zuerst nicht ganz, was sie sagen wollte. In einer ausschweifenden Erklärung bekannte sich die Schauspielerin erstmals öffentlich zu ihrer Homosexualität. „Ich glaube, ich muss unbedingt etwas sagen, das ich niemals öffentlich zu sagen imstande war und das mich ein wenig nervös macht“, sagte die 50-Jährige am Sonntag bei der Verleihung der Golden Globes, wo sie für ihr Lebenswerk geehrt wurde. „Also werde ich es einfach sagen, stark und stolz, okay, und ich werde eure Unterstützung brauchen“, fuhr sie fort.

„Ich bin, äh, ich bin alleinstehend“, setzte Foster dann zu ihrem Coming- out an und löste damit ungläubiges Gelächter im Publikum aus. „Ich scherze, nein, ich scherze nicht wirklich, aber fast“, fuhr sie fort. „Ich hatte mein Coming-out schon vor tausend Jahren, in der Steinzeit“, sagte Foster weiter. Sie meine damit eine Zeit, „in der sich eine junge Frau zunächst ihren Freunden, ihrer Familie, ihren Kollegen und schließlich, Schritt für Schritt, allen Menschen, die sie kannte oder denen sie begegnete, anvertraut hat.“ Abschließend wandte sich Foster an ihre frühere Lebensgefährtin, die mit den gemeinsamen beiden Kindern im Publikum saß. „Ich könnte überhaupt nicht hier stehen, ohne einer der größten Lieben in meinem Leben zu danken, meinem heldenhaften Mitelternteil, meiner Ex-Geliebten und Schwester im Geist, meinem Beichtvater, meiner Skipartnerin und Beraterin, meiner lieben Lebensgefährtin während 20 Jahren, Cydney Bernard“, sagte die Schauspielerin.

Los Angeles bibbberte in ungewöhnlicher Kälte und schickte seine Stars dennoch leicht bekleidet und schulterfrei auf den Roten Teppich. Ein Politthriller und eine Musicalverfilmung sind die großen Gewinner. Mit der Auszeichnung als bestes Filmdrama beziehungsweise als bestes Filmmusical schlugen der Thriller „Argo“ unter der Regie von Ben Affleck und „Les Misérables“ das hochgehandelte Historiendrama „Lincoln“. Der Deutsch-Österreicher Christoph Waltz bekam einen Preis für seine Nebenrolle in Quentin Tarantinos neuem Film „Django Unchained“.

Drei Preise gingen bei der Verleihung am Sonntag an die Verfilmung des Musicals „Les Misérables“, das auf dem weltbekannten Roman des französischen Autors Victor Hugo basiert. Neben der Auszeichnung als bester Film in der Kategorie „Beste Komödie oder bestes Filmmusical“ gab es auch den Golden Globe für den besten Darsteller in dieser Kategorie für Hugh Jackman sowie für seine Filmpartnerin Anne Hathaway, die den Preis als beste Nebendarstellerin bekam.

Der Film „Argo“ über die spektakuläre Befreiung von US-Geiseln aus dem Iran 1979 durch den CIA wurde zum Überraschungserfolg. Für den als bestes Filmdrama ausgezeichneten Streifen erhielt der Schauspieler Affleck auch den Preis als bester Regisseur.

Quentin Tarantinos hochgradig besetzter Western „Django Unchained“ gewann zwei wichtige Preise – neben dem für Waltz auch den Golden Globe für das beste Drehbuch. Waltz hatte schon einmal für eine Rolle in einem Tarantino-Streifen, „Inglourious Basterds“, einen Globe bekommen. Später folgte für dieselbe Rolle der Oscar.

Das Drama „Liebe“ des österreichischen Regisseurs Michael Haneke erhielt den Preis für den besten Auslandsfilm. Der Film erzählt, wie die Liebe eines Professorenpaars im Ruhestand durch Krankheit und Alter auf die Probe gestellt wird. Die französisch-deutsch-österreichische Koproduktion erhielt beim Filmfestival in Cannes bereits die Goldene Palme und ist in gleich fünf Kategorien für den Oscar nominiert.

Das eigentlich als Favorit des Abends gehandelte US-Historiendrama „Lincoln“ bekam nur den Preis für den besten Schauspieler in einem Drama, Daniel Day-Lewis. Die Golden Globes werden von der Auslandspresse in Hollywood vergeben. Manchmal gelten sie als Wegweiser für die Oscars, oft fallen sie aber auch durch merkwürdige Entscheidungen auf, wie in diesem Fall das Übergehen von „Lincoln“ und die Preise für „Argo“. Der „Verein der Auslandspresse“ wurde auch schon süffisant als 90köpfige Rentnerband ehemaliger Journalisten bezeichnet. Trotzdem ist er zu einem festen Bestandteil des Filmzirkus’ geworden.

Beste Schauspielerin in einem Drama wurde Jessica Chastain mit ihrer Rolle in „Zero Dark Thirty“. Da konnten sie nicht viel falsch machen. mit AFP

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