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© dpa

Cannes: Der Champagner ist gestrichen

Das Filmfestival von Cannes ruft die Krise aus: Trotz erstklassiger Gästeliste sind die Parties kleiner und vor dem Start am Mittwoch sind noch Zimmer frei. Das hat es bisher noch nie gegeben.

An der Gästeliste merkt man es nicht, die ist erstklassig. Quentin Tarantino wird kommen, Ken Loach, Pedro Almodóvar wird da sein, genauso wie Penelope Cruz und Jane Campion. Trotzdem herrscht in Cannes vor dem Beginn des inzwischen 62. Filmfestivals am Mittwoch Krisenstimmung. Der Grund: weniger Besucher, kleinere Parties und – noch nie dagewesen – bis zur letzten Minute freie Hotelzimmer.

Den Präsidenten des Hotellerieverbandes in Cannes wundert das wenig: „Wir stecken in einer nie dagewesenen weltweiten Krise“, erklärte Michel Chevillon dem Französischen Sender TF1. Natürlich treffe die jetzt auch das Festival.

Krise in Cannes heißt aber nicht Hartz IV. Die Parole lautet eher: Lachs statt Kaviar. Das Luxushotel Martinez beispielsweise ist seit Februar ausgebucht – inklusive der Großen Suite für 36 000 Euro die Nacht – beim Nobelnachbarn Majestic aber waren tatsächlich noch Zimmer frei. Und nicht nur dort. Manche Häuser nahmen deshalb sogar Abstand von einer sonst üblichen Mindestmietdauer. Gewöhnlich muss in Cannes ein Zimmer für das ganze Festival gebucht werden.

Erwischt hat es auch die Bereiche Glamour und Luxus. „Viele Produktionsfirmen reisen mit weniger Personal an und bleiben kürzer“, sagte Michelle Chevillon. Darunter der Festivalfriseur Jacques Dessange, der in diesem Jahr nur mit 15 Mitarbeitern und nicht mit 20 wie noch 2008 an die Côte d’Azur kommt.

Der Kosmetikkonzern L’Oréal wird bei seinen Parties auf den Ausschank von Champagner verzichten und die Disco Jimmyz, der Treff der Reichen und Schönen und derer, die gerne mal in deren Nähe gesehen werden wollen, musste sich für die Parties der Filmsaison neue Sponsoren suchen. Die beiden bisherigen Partner, das Modehaus Fendi und der Juwelier Swarovski, sind abgesprungen. „Wegen der Krise“, sagt das Clubmanagement.

„Eine leichte Erosion“ hat Festivalleiter Gilles Jacob allerdings auch bei der stets parallel zum Festival veranstalteten Filmmesse „Marché du Film“ festgestellt. Während gewöhnlich rund 10 000 Teilnehmer zu einer der wichtigsten Filmmessen weltweit anreisen, erwarten die Veranstalter in diesem Jahr nur rund 8000. Das Geld sitzt auch hier nicht mehr so locker.

Ein Trost: Das Hafenpanorama leidet unter all dem nicht. Alle 60 Liegeplätze für Yachten zwischen 30 und 60 Metern sind bereits reserviert.

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