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Die Übersicht behalten. Ein Mitarbeiter im Stellwerk Frankfurt/Main. Foto: dpa

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Chaos bei der Deutschen Bahn: Mitarbeiter wollten Missstände öffentlich machen

Warum wurden die Mitarbeiter der Deutschen Bahn plötzlich krank? Die Missstände nahmen überhand. Personalmangel herrscht auch in der Schweiz. Sie wirbt deutsche Bahnmitarbeiter ab.

Fahrdienstleiter, die Weichen und Signale für die Züge steuern, fehlen überall: in Mainz, in Deutschland und auch in Europa. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben im vergangenen Jahr mit Inseraten und Plakaten sowie direkt auf der Bahn-Fachmesse Innotrans in Berlin gezielt auch unter den Mitarbeitern der Deutschen Bahn für einen Wechsel in die Schweiz geworben. Dort sucht man für die Betriebszentrale in Olten Fahrdienstleiter, in der Schweiz Zugverkehrsleiter genannt. Allerdings sei der Erfolg „mäßig“ gewesen, sagte SBB-Sprecher Christian Ginsig am Dienstag.

Die Deutsche Bahn steckt tief im Schlamassel

Ob die Deutsche Bahn mit ihrem Werben bei den eigenen Mitarbeitern mehr Erfolg hatte, ließ sich am Dienstag nicht klären. Die Frage, ob Mitarbeiter des Stellwerks in Mainz, wo mehr als die Hälfte der Fahrdienstleiter in Urlaub oder krankgeschrieben sind, die Bitte erfüllt haben, vorzeitig an den Arbeitsplatz zurückzukehren, blieb unbeantwortet.

Allerdings ist zweifelhaft, ob die Mitarbeiter bereit sind, auf diese Art ihrem Vorstand aus dem Schlamassel zu befreien. Vieles deutet darauf hin, dass die Krankmeldungen als Protest oder Warnung zu verstehen sind. Die Meldungen haben sich gehäuft, nachdem Anfang August im Bahnhofsbereich von Mainz beinahe zwei S-Bahnen zusammengestoßen waren. Die Ermittlungen konzentrierten sich sofort auf die Triebfahrzeugführer, aber auch auf den verantwortlichen Fahrdienstleiter im Stellwerk. Nach Tagesspiegel-Informationen soll es in dem Stellwerk technische Probleme gegeben haben, die zu einer noch höheren Belastung der Mitarbeiter geführt haben.

Fahrdienstleiter stehen, wie berichtet, in fast allen der sieben Betriebszentralen, in denen die Weichen und Signale zentral am Bildschirm gesteuert werden, und den zahlreichen herkömmlichen Stellwerken, gewaltig unter Druck, weil Personal fehlt. Nach Angaben der Bahngewerkschaft EVG sind tausend weitere Mitarbeiter erforderlich. Bundesweit gibt es etwa 12 000 Fahrdienstleiter. Nach Angaben von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber gibt es derzeit durch Einstellungen und Ausbildungen 247 Fahrdienstleiter mehr als Ende 2012.

Die Region Ost gewährt Beschäftigten sogar Prämien, wenn sie konzernexterne Mitarbeiter für „Arbeitsplätze in Engpassfunktionen“ werben – gestaffelt von 200 bis 1000 Euro.

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