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Panorama: Chaos-Wetter in Moskau: Nebel wie seit 15 Jahren nicht mehr

Der dicke Nebel kam in der Nacht. Am Mittwoch um Mitternacht stoppte der Betrieb auf den Moskauer Flughäfen.

Der dicke Nebel kam in der Nacht. Am Mittwoch um Mitternacht stoppte der Betrieb auf den Moskauer Flughäfen. Vor den Anzeigetafeln drängelten sich Hilfe suchende Fluggäste. Alle Flugzeuge mit Ziel Moskau wurden auf andere Airports umgeleitet.

Das Chaos hielt den ganzen Donnerstag über an. Bis zum Vormittag fielen auf den drei großen Moskauer Flughäfen 46 Flüge aus. Elf ausländische Fluggesellschaften wurden nach St. Petersburg umgeleitet. Andere Flugzeuge mussten in Samara und Uljanowsk landen. Hunderte von Fluggästen saßen auf Koffern und Taschen fest. Fluglotse Gennadij Anatoljewitsch: "Normalerweise löst sich dieser Nebel bis um elf Uhr Vormittags auf. Aber diesmal ist er hartnäckig."

Am Donnerstagmittag lagt die Sichweite immer noch bei nur 50 Meter. Die Behörden erklärten, das Startverbot werde erst bei einer Sichweite von 600 Metern und einer Wolkenhöhe von 60 Metern aufgehoben. Bei den Landungen war man nicht so streng. Wie die Fluggesellschaft Aeroflot mitteilte, wurden bereits am Donnerstagvormittag einige Flugzeuge, die auf dem internationalen Flughafen Scheremetjewo landen sollten, auf die beiden Moskauer Inlandsflughäfen Domodedowo und Wnukowo umgeleitet.

Eine derartige Störung im Flugplan hat seine Auswirkungen. Gennadij Anatoljewitsch meinte, der Flugbetrieb auf den Moskauer Flughäfen werde sich erst in zwei Tagen wieder normalisieren. Auf den Straßen der russischen Hauptstadt krochen unterdessen lange Autoschlangen. Boris Georgijewitsch, der von seiner Vorstadt-Datscha mit einem ganzen Kofferraum voller Äpfel ins Zentrum fährt, berichtete, am Stadtrand sei der Nebel noch erträglich. Aber was sich im Zentrum abspiele, habe er noch nie erlebt. "Schon bei normalem Wetter sind die Moskauer Straßen überlastet. Jetzt sind sie völlig dicht." Die Moskauer Meteorologen dagegen hatten eine nachvollziehbare Erklärung: Am Mittwoch hatte es geregnet. Die Luftfeuchtigkeit war in der Nacht abgekühlt und hatte sich in dicken Nebel verwandelt. Zumindest in einem Fall begünstigte der Nebel die Arbeit russischer Sicherheitsorgane. Am Mittwoch hatten maskierte Spezialeinheiten des Innenministeriums den ehemaligen Direktor des Krasnojarsker Aluminiumwerkes, Anatolij Bykow, wegen angeblicher Auftragsmorde erneut verhaftet. Der Ex-Unternehmer sollte in einer Geheimaktion mit einer Iljuschin 76-Transportmaschine nach Moskau überstellt und dort in das Untersuchungsgefängnis Lefortowo eingeliefert werden. Den russischen Sicherheitsbehörden, die Befreiungs-und Racheaktionen aus Bykows Umkreis fürchteten, kam der Nebel zupass. Die Spur der Il 76, die in der Nacht zum Donnerstag eigentlich in Moskau landen sollte, verlor sich auf dem Weg in die russische Hauptstadt. Russische Journalisten vermuteten, dass das Flugzeug mit Bykow auf halbem Wege in Nischni Nowgorod gelandet sei.

Auch die Moskauer Verkehrspolizei zog eine positive Bilanz. Die Zahl der Verkehrsunfälle war am Donnerstag niedriger als sonst. "Wegen der schlechten Sicht fahren die Autos langsamer," schmunzelte ein schnauzbärtiger Milizionär. Die Rettung für alle, die rechtzeitig zur Arbeit wollten, waren U- und S-Bahnen. Sie fuhren ohne Verzögerungen. Moskauer Fluglotsen erinnern sich, dass es einen solch dicken Nebel in Moskau das letzte Mal im Oktober vor 15 Jahren gab. Damals hielten sich die Schwaden eine Woche lang in der Stadt.

Ulrich Heyden

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