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Panorama: Charles sieht sich als „Dissident“

Die Briten spotten über den Thronfolger

London - Als Öko-Bauern kennen sie ihn, als Architekturkritiker und als Feind der Gentechnik. Aber dass sie eines Tages einen König bekommen, der sich als „Dissident“ empfindet – das ist für die Briten neu. Mit dieser Selbsteinschätzung hat Prinz Charles jetzt für viel Überraschung gesorgt.

Sie kam bei einem eigentümlichen Gerichtstermin zu Tage. Charles hatte die „Mail on Sunday“ verklagt, weil diese im vergangenen November Auszüge aus seinem Tagebuch veröffentlichte. Darin ging es beispielsweise um die Feiern zur Übergabe Hongkongs an China. Diese seien eine „entsetzliche Show im Sowjet-Stil“ gewesen, schrieb Charles. Und Chinas Diplomaten nannte er „fürchterliche alte Wachsfiguren“.

Dass die Zitate echt sind, bestreitet das Königshaus nicht. Es ist bekannt, dass Charles oft Tagebuchauszüge verschickt. „Wie jeder andere Bürger auch“ habe er aber das Recht, dass solche Korrespondenz vertraulich bleibe. Mit seiner Klage hat Charles jetzt viel Schaden angerichtet.

Die Schuld daran trägt Marc Bolland, der sieben Jahre lang sein stellvertretender Privatsekretär war. Vor Gericht sagte er, dass sich Charles als „Dissident“ sehe, „der gegen den allgemeinen politischen Konsens arbeitet“. Auch wenn Bollund das Königshaus im Streit verließ – kaum jemand bezweifelt, dass er die Wahrheit sagt. Umso größer war der Spott in der Presse. In fast allen Zeitungen war der „Dissident“ auf Seite eins.

Die meisten Briten finden, dass sich Charles mit politischen Äußerungen zurückhalten sollte. Über die Ansichten der Queen beispielsweise wurde in den vergangenen 50 Jahren nichts bekannt. Die „Times“ riet, Charles solle ihrem „feinen Beispiel“ folgen.dpa

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