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Zur Entkoffeinierung für Schonkaffe wird den Bohnen Dichlormethan zugesetzt - und nachher wieder entzogen.

© Tobias Hase/dpa

Chemieunfall in Bremen: Giftreste im Schonkaffee?

In einer Bremer Kaffeefabrik ist Dichlormethan ausgelaufen. Gebraucht wird die Chemikalie zum Entkoffeinieren. Nun fragen sich Verbraucher besorgt, wie giftig Schonkaffee ist.

Wer koffeinfreien Kaffee trinkt, will damit in der Regel sein Herz schonen. Eine Meldung aus Bremen könnte jetzt aber den Blutdruck bei Schonkaffee-Liebhabern in die Höhe treiben: In der Kaffeefabrik Coffein Compagnie liefen jüngst 2000 Liter Dichlormethan aus - ein giftiges Lösungsmittel, das womöglich auch Krebs erregen kann. Seitdem fragen sich manche Verbraucher besorgt: Was hat eine solche Chemikalie bei der Kaffeeproduktion zu suchen, und wie gefährlich ist sie?

Rückstände gibt es immer - wenn auch in kleinen Mengen

Antwort gibt unter anderem das von den Verbraucherzentralen betriebene Onlineportal „Lebensmittelklarheit.de“. Demnach dient das Dichlormethan dazu, den Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen. Es gilt somit als „technischer Hilfsstoff“, der einem Lebensmittel zunächst zugefügt und am Ende der Produktion wieder entfernt wird. „Technisch unvermeidbare Spuren können dabei im Lebensmittel verbleiben“, heißt es weiter - aber diese Rückstände müssen gesundheitlich unbedenklich sein. Laut „Technischer Hilfsstoff-Verordnung“ des Bundes gilt dafür ein Grenzwert von höchstens zwei Milligramm Dichlormethan pro Kilogramm gerösteten Kaffees.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sieht die Konsumenten damit auf der sicheren Seite: Solche Höchstwerte seien grundsätzlich „so niedrig festgelegt, dass der Verbraucher vor akuten oder chronischen toxikologischen Effekten auch bei einem hohen Verzehr geschützt wird“, erklärt die Behörde auf Anfrage des Tagesspiegel. 

Fragt sich nur, ob dieses Limit immer eingehalten wird. Ja, versichert der Deutsche Kaffeeverband. „Dies wird regelmäßig durch die Hersteller und die Behörden der Lebensmittelüberwachung überprüft“, sagt Verbandsjustiziar Johannes Hielscher dem Tagesspiegel. In der Regel werde der erlaubte Wert sogar „deutlich unterschritten“. Deshalb meint Hielscher, dass keinerlei Gefahr bestehe. „Mit jedem Atemzug nehmen Sie mehr Schadstoffe auf.“

Dass manche Hersteller ausgerechnet Dichlormethan verwenden, liegt vermutlich daran, dass diese Methode recht preisgünstig ist. Andere Verfahren, etwa der Einsatz natürlicher Quellkohlensäure, sind aufwendiger, wie Hielscher bestätigt. Welche Firma welche Technik nutzt, bleibt für die Verbraucher im Dunkeln, denn die verwendeten Hilfsstoffe müssen auf dem Etikett nicht deklariert werden. Aber nach Hielschers Ansicht ist der Einsatz von Dichlormethan ohnehin „nicht besser und nicht schlechter als andere Verfahren“.

Augenreizungen und Kopfschmerzen

Auch wenn sich Schonkaffee-Trinker also offenbar keine großen Sorgen machen müssen: Der direkte Kontakt mit dem Lösungsmittel ist nicht zu empfehlen. Nach dem Bremer Unfall wurden fünf Firmenmitarbeiter mit Augenreizungen und Kopfschmerzen vorübergehend in Kliniken eingeliefert, und die eingesetzten Feuerwehrleute trugen „Chemie-Vollschutzanzüge“ samt Atemschutz. Das Leck konnten sie schnell abdichten, und für die Bevölkerung bestand laut Feuerwehr keine Gefahr.

Während des mehrstündigen Einsatzes, so berichtete ihre Pressestelle weiter, wurden die Feuerwehrleute von Kollegen „mit Heißgetränken versorgt“. Ob mit Schonkaffee, ist aber unklar.

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