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Die Maschine. Der Bohrer „Strata 950“ soll 700 Meter Gestein durchdringen.

© dpa

Chile: Bergleute müssen auch selbst graben

Die 33 eingeschlossenen Bergleute in Chile werden bei ihrer Rettung selbst mit anpacken müssen. Bei der Bohrung des Rettungsschachtes werden rund 400 bis 500 Tonnen Gestein anfallen.

„Das sind etwa 33 Lkw voller Steine“, rechnet Sebastian Wagner vom Institut für Bergbau und Spezialtiefbau an der Technischen Universität Freiberg vor. Da diese Menge aber nicht auf einmal anfalle, die Steine nicht weit transportiert werden müssten und die Männer gut trainiert seien, bestünden gute Chancen, dass sie es schaffen können. „Es ist allerdings noch unklar, ob sie dort unten Räumfahrzeuge zur Verfügung haben oder mit bloßen Händen arbeiten müssen“, sagte Wagner.

Am Montagabend (Ortszeit) hatte die seit Tagen immer wieder verschobene Bohrung an der Kupfer- und Goldmine San José in der Atacama-Wüste begonnen. Der Spezialbohrer Strata 950 des australischen Herstellers RUC Cementation Mining Contractors soll unterstützt durch einen zusätzlichen Antriebsmotor und einen Bohrkopf aus Deutschland ein 700 Meter tiefes Loch ins Gestein fräsen. Die größte Schwierigkeit geht dabei von bröckeligem Gestein aus. „Im günstigsten Fall stürzt es in die Tiefe und kann von den Bergarbeitern weggeräumt werden. Im schlimmsten Fall verstopfen die Gesteinsbrocken das Bohrloch wieder“, sagte Wagner. Bei der Bohrung würde zuerst ein schmales Vorbohrloch nach unten gefräst und dann der Schacht mit einem vergrößerten Bohrkopf auf dem Rückweg nach oben erweitert. Dabei löse sich das Gestein.

Der Bohrer werde sich täglich etwa acht bis 15 Meter in die Tiefe vorarbeiten, sagte der chilenische Bergbauminister Laurence Golborne. Die theoretische Maximalleistung soll 20 Meter pro Tag betragen. Dennoch könnte es drei bis vier Monate dauern, bis der Rettungsschacht fertig sei.

Die eigentliche Rettungsaktion werde drei bis fünf Tage dauern, da die Männer nur langsam durch den engen und langen Schacht nach oben gezogen werden können. Sechs Retter sollen zudem zuvor in die Tiefe hinuntergelassen werden, um den Eingeschlossenen beim Einsteigen in die enge Rettungskapsel zu helfen, berichtete die Zeitung „El Mercurio“.

Angehörige, die zum Teil seit Wochen bei der Mine campieren, reagierten mit Erleichterung auf die Nachricht vom Beginn der Bohrung. Den Verschütteten soll es den Umständen entsprechend gut gehen. Sie zogen aus hygienischen Gründen inzwischen in einen trockeneren Teil des Bergwerkes um, der nochmals tiefer liegt, als ihr bisheriger Aufenthaltsort. Sorgen bereitet den Rettern vor allem die extrem lange Zeit, die die Männer werden ausharren müssen. Sie sitzen seit dem 5. August unter Tage fest. Zur Unterstützung des Rettungstrupps sind jetzt vier Experten der US-Raumfahrtbehörde NASA eingetroffen. Die Situation der Männer unter Tage ist mit der langen Isoliertheit von Astronauten im Weltraum vergleichbar.Mit dpa/AFP

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