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Panda

© AFP

China: Bitte die Pandas nicht beleidigen!

Schluss mit Lustig: Eine südchinesische Stadt will die Veralberung der Bären und Fotos ihrer Babys per Gesetz verbieten. Wilderern, die freilebende Tiere töten, droht die Todesstrafe.

Pandas sind Zhao Bandis Markenzeichen: Ende der Neunziger Jahre wurde der Pekinger Künstler mit skurrilen Fotos von sich und Stoffpandas berühmt. Als Zhao jedoch Anfang November in Peking eine Panda-Modenschau vorführte, bei der Models in schwarz-weißen Dessous und mit Plüschohren auftraten, war für manche Regierungskader Schluss mit Lustig. Die südwestchinesische Stadt Cheng- du, die Heimat der Pandas, hat nun ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die öffentliche Veralberung und Beleidigung von Pandas künftig unter Strafe stellen soll.

Nach Angaben der örtlichen Kader wird das Gesetz in einem halben Jahr in Kraft treten. „Pandas sind für Chengdu nicht nur einfache Wildtiere, sondern eine Ressource, eine Industrie und ein Symbol der Stadt“, sagte der Vizevorsitzende des örtlichen Volkskongresses, Qu Ying, der örtlichen Tageszeitung. Deshalb sei das Schutzgesetz notwenig. Treibende Kraft hinter dem Vorhaben ist die Forstbehörde in Chengdu, die für den Schutz und die Züchtung von Pandas zuständig ist und durch die Verleihung der Tiere an Zoos große Einnahmen macht.

Dem Gesetzentwurf zufolge sollen künftig unvorteilhafte oder aus Sicht der Behörden veralbernde oder beleidigende Darstellungen von Pandas verboten werden. Ebenso sollen Aufnahmen von neugeborenen Pandas – die wegen ihres pinkfarben und unbehaarten Äußeren eher hässlich sind – eingeschränkt werden. Welche Strafen in dem Gesetz vorgesehen sind, wurde noch nicht bekannt. In China gibt es sehr scharfe Artenschutzgesetze für Pandas. Wilderern, die freilebende Pandas töten, droht die Todesstrafe.

Das Gesetzesvorhaben ist in China umstritten: Auf Webseiten und in Internetforen äußerten zahlreiche Chinesen ihre Unterstützung für Zhao Bandi. „Ich fand die Panda-Modeschau lustig. Das ist doch nur Unterhaltung. Wenn die Regierung jetzt die Pandas per Gesetz schützt, dann muss sie dies auch für Pfingstrosen, Krokodile und die tibetische Antilope tun“, schrieb ein Internetnutzer.

Hu Guangwei von der Akademie der Sozialwissenschaften der Provinz Sichuan hält die Reaktion der Behörden für übertrieben: „Es gibt viele Dinge, die wichtiger als Pandas sind. Die Regierung macht viel Aufhebens um eine kleine Sache.“ Ein Experte riet den Behörden, die Tiere zu einer Marke zu erklären: „Der Panda sollte ein registriertes Markenzeichen werden“, forderte Anwalt Feng Siran. Dann könnte die Stadt Chengdu ihre Rechte an dem Tier besser schützen. Chengdu vermarktet sich als die Heimat der Pandas. Die meisten der geschätzten 1600 Pandas in freier Wildbahn leben in den Bambuswäldern und Bergen im Südwesten Chinas. Durch jahrzehntelange Forschung ist es den Zoos in Chengdu gelungen, die als sexfaul geltenden Pandas durch künstliche Befruchtung zu züchten.

Zhao Bandi ist ob der heftigen Reaktion überrascht: „Ich bin ein Panda-Fan und liebe diese Tiere“, sagte der 41jährige einer Zeitung. Doch in China würden Pandas wie ein Staatsschatz behandelt und ihnen damit ein falscher Stellenwert zugesprochen. Und er fügt kritisch hinzu: „In erster Linie bin ich Mensch. Warum dürfen wir die Menschen nicht genauso lieben wie die Pandas?“

Harald Maass[Peking]

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