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Eine Frau in China macht ein Selfie vor einer Kulisse bunter Plastik-Schafe in einem Einkaufszentrum. In China sieht man dem "Jahr des Schafes", welches am Donnerstag beginnt, mit vielen Sorgen entgegen.

© Philippe Lopez / AFP

China: Der Fluch des Schafsjahres

Chinas Wahrsager erwarten im Jahr des Schafes Kriege und Konflikte. Chinesische Eltern wollen auf keinen Fall Kinder zur Welt bringen. Was hat es mit dem "Fluch des Schafjahres" auf sich?

Das Schaf hat ein Imageproblem in China. Nach den traditionellen Tierkreiszeichen sind Schafe zwar zahm und zutraulich, aber kreativlos und antriebslos. „Mein Kind darf auf keinen Fall ein Schaf werden“, sagt eine junge Angestellte in Peking. Sie und ihre Mann nähmen es mit der Verhütung besonders genau, damit ihr Nachwuchs auf keinen Fall im Jahr des Schafes zur Welt komme. Alle zwölf Jahre tritt der Mond laut chinesischem Kalender in das achte Tierkreiszeichen, das Schaf, ein.

Kurz vor dem Beginn des Schafsjahres am Donnerstag (19. Februar) meldeten Krankenhäuser überall im Land, dass angehende Eltern Ärzte zum Einleiten der Geburt drängten und im äußersten Fall einen Kaiserschnitt forderten. Viele werdende Eltern wollten es auf keinen Fall darauf ankommen lassen, dass ihr Kind doch erst nach dem Stichtag zur Welt komme. In den Wochen zuvor war die Zahl der Geburten in den Provinzen Liaoning, Shangdong und Gansu bereits deutlich gestiegen, wie die Zeitung „Global Times“ berichtete.

Kaiserschnitt bevorzugt

In Hongkong und im stark von Chinesen geprägten Singapur kam es zu einem „Baby-Boom“, wie die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ berichtete. In einigen Praxen würden bis zu vier Eingriffe am Tag durchgeführt, obwohl es normalerweise nur zwei Kaiserschnitte in der Woche gebe. Eine in China weit verbreitete Redensart besagt: „Neun von zehn Schafe werden ein unglückliches Leben führen.“ Forscher haben den Ausspruch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt. Über Jahrzehnte wurde China von der Kaiserwitwe Cixi (1835-1908) regiert.

Ihre Gegner beschrieben die ehemalige Konkubine, die erst anstelle ihres Sohnes, dann ihres Neffen herrschte, als machtlüstern, intrigant und politisch unfähig. Auf ihre Gegenspieler soll auch die Redensart zurückgehen, denn auch Cixi war in einem Jahr des Schafes geboren.

Wissenschaftler versuchen den Aberglauben zu brechen. Das einflussreiche Parteiorgan „Volkszeitung“ zitierte prominent den Soziologieprofessor Gu Jun von der Universität Shanghai: „Das ist vollkommener Quatsch.“ Es gebe keinen automatischen Zusammenhang mit einem bestimmten Geburtsjahr und dem späteren Leben.

Die Geschichte spricht nicht für das Schafjahr

Aber es sind nicht nur werdende Eltern, die mit Sorge auf die kommenden zwölf Monate schauen. Auch Chinas Wahrsager erwarten eine schwierige Zeit. In den vergangenen beiden Schafsjahren 1991 und 2003 hatten zuerst in Kuwait und später im Irak Kriege im Nahen Osten angefangen. „Mit der Gefahr durch die [Terrorgruppe] IS im Irak und Syrien wäre es nicht überraschend, wenn 2015 ein weiterer Golfkrieg ausbrechen würde“, schreibt der bekannte Feng-Shui-Meister Raymond Lo aus Hongkong.

Ähnlich konfliktgeladen sieht auch der Feng-Shui-Meister Lawrence Chan das Jahr des Schafes. „In diesem Jahr gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein massives Aufbegehren gegen Regierungen, wie großflächige Streiks und Unruhen“, schreibt der Wahrsager. In Westeuropa befürchtet Chan Naturkatastrophen wie Hochwasser und Erdbeben.

Für Südostasien sieht er Gefahren durch den Ausbruch neuer Seuchen. Das neue Jahr beginnt für Chinesen zwischen Januar und Februar. Über den traditionellen Kalender wird das Datum jedes Jahr neu ausgerechnet. In manchen Horoskopen wird das Jahr auch als Jahr der Ziege bezeichnet. Das chinesische Wort „Yang“ bezeichnet nämlich sowohl Schafe als auch Ziegen. (dpa)

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