zum Hauptinhalt
China Milchskandal

© dpa

China: WHO kritisiert Vertuschung im Milchskandal

Die Weltgesundheitsorganisation klagt an: Chinesische Behörden hätten Informationen absichtlich zurückgehalten. Dadurch soll sich die Krise verschärft haben. Bisher sind drei Kinder an der Chemikalie Melamin gestorben, die verbotenerweise Milchpulver beigemischt ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Vertuschung lokaler Behörden im Umgang mit dem Skandal um verseuchtes Milchpulver in China kritisiert. Die Krise habe sich dadurch noch verschärft, beklagte der WHO-Vertreter in Peking, Hans Troedsson, am Freitag auf einer Pressekonferenz. Es habe Verzögerungen an mehreren Stellen gegeben, die vermutlich auf "eine Kombination von Ignoranz und absichtlichem Zurückhalten von Berichten" zurückzuführen seien. Troedsson sprach von "schwerwiegenden Vorkommnissen". Wenn Informationen sofort weitergegeben worden wären, hätte es nicht Erkrankungen in diesem Ausmaße gegeben. Troedsson hob aber hervor, dass die Zentralregierung angemessen mit dem Skandal umgegangen sei.

Drei Kinder bereits gestorben

Bislang sind in China die Nierenerkrankungen von 53.000 kleinen Kindern durch die Chemikalie Melamin bestätigt, mit der minderwertige Milch aufgebessert wurde. 13.000 Kinder werden noch in Krankenhäusern behandelt. Mindestens drei Säuglinge sind an Nierensteinen gestorben, während der Tod eines vierten Kindes nicht amtlich bestätigt ist. In der Industrie wird die Chemikalie als Bindemittel eingesetzt. Die Milchpanscherei mit Melamin war offenbar seit Jahren gängige Praxis, wie Bauern in der Provinz Hebei auch dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) bestätigten. "Das wird schon seit ein paar Jahren so gemacht", sagte Bauer Li Fengshu im Dorf Nantongye dem ZDF.

Die Bauern wiesen die Schuld den Milchsammelstellen der Firma Sanlu zu, dem größten Milchpulverhersteller Chinas. "Die kaufen 500 Kilogramm gute Milch. Daraus machen sie dann drei Tonnen Milch. Davon sind 2,5 Tonnen falsche Milch. Das ist die Melamin-Milch", sagte Li Fengshu. Sanlu habe den ganzen Prozess und die Bauern immer streng kontrolliert. Auch die Bäuerin Niu Weiwei warf dem Unternehmen "eigene Betrügereien" vor. "Sie wollen nur Geld verdienen. Die falsche Milch wurden von ihren Leute gemacht. Schon so viele Jahre." Der Milchpulverhersteller hatte die Behörden Anfang August von Melamin in seinen Produkten unterrichtet. Das chinesische Staatsfernsehen CCTV berichtete unterdessen, es habe schon im Dezember 2007 erste Anzeichen auf verseuchtes Milchpulver gegeben.

Ausweitung auf andere Milchprodukte

Der Einsatz von Melamin in der Produktion von Nahrungsmitteln ist verboten, war aber in Chinas Milchindustrie weit verbreitet. Rund zwei Dutzend Produzenten von Milchpulver sind betroffen, während sich der Skandal auch auf andere Milchprodukte ausweitet. Sanlu steht kurz vor dem Bankrott und soll möglicherweise auf Anweisung der Behörden von dem Milchunternehmen Sanyuan in Peking übernommen werden, das bislang nicht in den Skandal verwickelt ist. Die Aktien von Sanyuan wurden am Freitag in Shanghai ausgesetzt, wie Xinhua berichtete.

Wegen des Verdachts auf Melamin hat auch der Hersteller der beliebten Bonbons der Traditionsmarke "Weißer Hase" (Dabaitu Naitang) den Verkauf gestoppt. In Singapur war in der Süßigkeit die Chemikalie festgestellt worden. Weitere Tests laufen. Die seit 1959 produzierten Bonbons, die zu 45 Prozent aus Milch hergestellt werden, sind in 50 Ländern weltweit zu kaufen. (nal/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false