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Papst Benedikt XVI. bei der Christmette im Petersdom.

© AFP

Christmette in Rom: Papst fordert weniger Ich und mehr Gott

Benedikt XVI. hat die Gläubigen aufgefordert, auch in einer schnelllebigen Welt einen Platz für Gott zu schaffen. “Wir sind mit uns selbst vollgestellt, so dass kein Raum für Gott bleibt“, beklagte der Papst in Rom. Zudem rief er eindringlich zum Frieden in Nahost auf.

Papst Benedikt XVI. hat mit Tausenden Gläubigen die Christmette im Petersdom zelebriert. In der festlich geschmückten Basilika rief das Oberhaupt der katholischen Kirche die Menschen zur Abkehr von Materialismus und Ich-Bezogenheit auf. „Je schneller wir uns bewegen können, je zeitsparender unsere Geräte werden, desto weniger Zeit haben wir“, sagte er. Das betreffe auch unser Denken und Fühlen. „Wir sind mit uns selbst vollgestellt, so dass kein Raum für Gott bleibt. Und deshalb gibt es auch keinen Raum für die anderen, für die Kinder, für die Armen und Fremden.“

Tausende Gläubige begrüßten Benedikt, als er zwei Stunden vor Mitternacht für die traditionelle Feier zur Geburt Christi in die Basilika einzog. Auch auf dem Petersplatz versammelten sich zahlreiche Menschen. Der 85-Jährige fuhr wie im Vorjahr auf einer rollenden Plattform mit Haltestange im Mittelgang zum Altar. Dort zelebrierten mit ihm rund 30 Kardinäle die Messe, die in etwa 60 Länder der Welt und live im Internet übertragen wurde.

Eindringlich forderte der Papst Frieden im Heiligen Land. „Beten wir in dieser Stunde für die Menschen, die heute dort leben und leiden. Beten wir darum, dass dort Friede sei. Beten wir darum, dass Israelis und Palästinenser im Frieden des einen Gottes und in Freiheit ihr Leben entfalten können.“

Auch in der neben der Geburtskirche gelegenen Katharinen-Kirche in Bethlehem forderte der lateinische Patriarch von Jerusalem besondere Kraftanstrengungen für den Frieden im Nahen Osten. „Nur Frieden und Gerechtigkeit im Heiligen Land“ könne für Stabilität in der Region und der Welt sorgen, sagte Twal. Der 72-jährige aus Jordanien stammende Würdenträger ist der höchste Repräsentant des Vatikan im Heiligen Land.

An der Messe in Jerusalem nahmen unter anderem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, sein Ministerpräsident Salam Fajjad sowie der jordanische Außenminister Nasser Dschaudeh teil. Twal würdigte den Einsatz des Palästinenserpräsidenten und des jordanischen Königs Abdallah für die Anerkennung der Palästinenser als Beobachterstaat bei den Vereinten Nationen. Dies dürfte ein „entscheidender Schritt zu Frieden und Sicherheit“ in der Region sein, sagte er.

In Rom rief Papast Benedikt zugleich zu einem Ende der Gewalt in der ganzen Region auf. „Beten wir auch für die umliegenden Länder, für den Libanon, für Syrien, den Irak und so fort: dass dort Friede werde“, sagte er. „Dass die Christen in diesen Ländern des Ursprungs unseres Glaubens dort ihr Zuhause behalten können, dass Christen und Muslime im Frieden Gottes miteinander ihre Länder aufbauen.“

Die Christmette war wie in den Vorjahren früher als sonst angesetzt, um dem Pontifex mehr Ruhe vor der Weihnachtsbotschaft und dem Segen „Urbi et Orbi“ - der Stadt und dem Erdkreis - am Dienstagmittag zu gönnen. Nach den Worten seines Bruders Georg Ratzinger ist Benedikt fit für die anstrengenden Gottesdienste und Predigten zu Weihnachten. „Er ist gesundheitlich in Ordnung, er fühlt sich noch frisch“, sagte der 88-Jährige dem Bayerischen Rundfunk (BR).

Am frühen Montagabend hatte der Papst ein Friedenslicht angezündet und vom Fenster des Apostolischen Palastes aus die Menschen auf dem Petersplatz gegrüßt. Der große Platz vor dem Petersdom erstrahlt in weihnachtlichem Glanz: nur wenige Schritte neben einem 24 Meter hohen Weihnachtsbaum wurde am Abend die Weihnachtskrippe enthüllt - beide stammen aus Süditalien. (dpa/AFP)

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