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Chronologie: Der Fall Dennis

Der Fall des sechsjährigen Dennis, dessen Leiche zweieinhalb Jahre lang in der elterlichen Kühltruhe in Cottbus versteckt war, hat großes Aufsehen erregt. Die wichtigsten Daten:

4. Januar 1995:

Dennis kommt in Cottbus zur Welt - er ist das siebte Kind der Familie. Seine Mutter gibt ihn ein halbes Jahr später nach einem Sprung oder Sturz aus dem Fenster, bei dem sie schwere Verletzungen erleidet, für eineinhalb Jahre in ein Heim.

September 1996: Bei seiner Heimentlassung wiegt Dennis 9,6 Kilogramm. Ein Jahr später nehmen ihn die arbeitslosen Eltern aus der Kita. Die Familie lebt von Sozialhilfe und vom Kindergeld. Die Frau bringt bis 1999 weitere vier Kinder zur Welt. Acht Kinder leben in der Familie, drei wurden schon früher zur Adoption freigegeben.

Mitte 2000: Der bereits stark abgemagerte Junge darf nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht mehr die Wohnung verlassen, weil er auffallen würde. Er wiegt mit fünf Jahren nur noch etwa sieben Kilogramm.

Frühjahr 2001: Die Eltern melden den schulpflichtigen Dennis nicht für das Schuljahr 2001/2002 an. Sie reagieren auch nicht auf ein Schreiben der Schulleiterin. Diese informiert das Staatliche Schulamt, doch nichts passiert.

20. Dezember 2001: Nach Aussage der Mutter fängt der fiebrige Junge an zu zittern und stirbt, als die anderen Kinder gerade auf dem Weihnachtsmarkt sind. Sie habe die Leiche zunächst in einen Bettkasten und dann später in die Tiefkühltruhe in der Küche gelegt.

Mai 2002: Nach einer erneuten Aufforderung der Behörden melden die Eltern Dennis - der seit einem halben Jahr tot ist - gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Benjamin zur Schule an. Die Mutter erzählt den Mitarbeitern erstmals, Dennis sei an Diabetes erkrankt und zu Weihnachten 2001 ins Krankenhaus gebracht worden. Danach sei er in eine Reha-Klinik gekommen. Die Behörden glauben ihr.

17. Juni 2004: Eine Mitarbeiterin des Sozialamtes zweifelt wegen widersprüchlicher Aussagen der Eltern zum Aufenthalt von Dennis. Sie informiert das Jugendamt, das einen Tag später die Polizei einschaltet.

21. Juni 2004: Polizisten durchsuchen die Wohnung und finden die Überreste von Dennis in der Kühltruhe. Die Eltern werden festgenommen und kommen zunächst in Untersuchungshaft. Nach einigen Tagen werden sie aber gegen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.

April 2005: Die Cottbuser Staatsanwaltschaft erhebt gegen die Eltern von Dennis beim Landgericht Cottbus Anklage wegen Totschlags, Misshandlung eines Schutzbefohlenen sowie Betrugs.

27. Oktober 2005: Vor dem Landgericht beginnt der Prozess gegen die 44 Jahre alte Mutter und den 38 Jahre alten Vater von Dennis.

23. Januar 2006: Nach Berichten von medizinischen Gutachtern vor Gericht, wonach der Junge an chronischer Unterernährung gestorben ist, verschärft die Staatsanwaltschaft die Anklage auf Mord und Misshandlung eines Schutzbefohlenen. Den Eltern droht nun lebenslange Haft.

9. Februar 2006: Die Verteidigung der Eltern weist den Mordvorwurf zurück und beantragt wegen Körperverletzung mit Todesfolge im minderschweren Fall milde Strafen zur Bewährung

20. Februar 2006: Das Landgericht Cottbus verurteilt die Eltern des kleinen Dennis zu lebenslangen Haftstrafen. Sie hätten ihr sechsjähriges Kind langsam verhungern lassen. Die Richter hielten den Vorwurf des Mordes und der Misshandlung eines Schutzbefohlenen durch die Beweisaufnahme für erwiesen. (tso/dpa)

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