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Panorama: Concorde: Lizenz zum Fliegen entzogen

Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten ist am Mittwoch einem Verkehrsflugzeug die Zulassung entzogen worden. Die britische Luftfahrtbehörde verhängte bis auf weiteres ein Flugverbot gegen das Überschallflugzeug Concorde.

Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten ist am Mittwoch einem Verkehrsflugzeug die Zulassung entzogen worden. Die britische Luftfahrtbehörde verhängte bis auf weiteres ein Flugverbot gegen das Überschallflugzeug Concorde. Dieser vorläufige Entzug der Verkehrszulassung stützt sich auf eine am gleichen Tag präsentierte Empfehlung der britischen und französischen Flugunfall-Untersuchungsstellen, AAIB und BEA. Sie begründeten sie mit den katastrophalen Folgen, die nach ersten Erkenntnissen beim Concorde-Absturz am 25. Juli ein einzelner geplatzter Reifen hatte.

Die französische Luftfahrt-Behörde DGAC wollte hingegen erst bei einem Treffen am Donnerstag in London über einen vorläufigen Entzug der Zulassung entscheiden. Aus britischer Sicht geht es bei diesem Treffen aber nur noch um die Bedingungen, unter denen die Zulassungssperre wieder aufgehoben werden könnte. Nach Angaben der britischen Luftfahrtbehörde sind während des 25-jährigen Betriebs sieben Mal Benzintanks der Concorde durch umherfliegende Teile beim Start durchschlagen worden. In allen diesen Fällen habe es sich aber um metallene Gegenstände gehandelt. Erst bei dem Unfall in Paris sei klar geworden, dass auch ein Gummiteil eines geplatzten Reifens den Tank durchschlagen könne.

Der Chef der britischen Civil Aviation Authority (CAA), Sir Malcolm Fields, sagte, das Flugverbot werde gelten, bis Maßnahmen getroffen worden seien, um zu verhindern, dass ein platzender Reifen derartige Folgen habe. Es sei ausdrücklich Teil jeder Flugzeug-Zulassung, dass ein Reifenplatzer nicht solche Auswirkungen habe. Dies sei bei der Concorde offensichtlich nicht gewährleistet.

Fields geht davon aus, dass die Hersteller der Concorde sowie British Airways und Air France "nun an einem Programm arbeiten, das hoffentlich dazu führen wird, dass die Concorde wieder fliegen kann". British Airways hatte am Dienstag die Concorde-Flüge eingestellt, um dem behördlichen Verbot zuvorzukommen. Air France hatte bereits sofort nach dem Unglück vor drei Wochen sämtliche Concordes am Boden gelassen.

Zuletzt war im Jahr 1979 nach einem Unglück in Chicago mit 275 Toten von der US-Luftfahrtbehörde FAA dem Flugzeugtyp DC10 für fünf Wochen die Zulassung entzogen worden. Derartige Maßnahmen gelten als überaus selten, da sie ein sofort in Kraft tretendes Flugverbot für alle Flugzeuge dieses Typs überall auf der Welt nach sich ziehen. Bei den letzten schweren Flugzeugabstürzen hatten die Behörden daher auf derart drastische Maßnahmen verzichtet. Insgesamt gibt es weltweit nur noch zwölf Concorde-Flugzeuge.

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