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Panorama: Da sprudelt eine Idee

Immer mehr Leute werfen Mentos in die Cola – wegen der schönen Fontäne

Auch wenn Abkühlung von der Sommerhitze zur Zeit meist sehr willkommen ist, sollte man den Springbrunnen ein wenig genauer anschauen, unter dessen Fontänen man Erfrischung suchen will. Hat die Flüssigkeit zum Beispiel einen kräftigen Braunton, könnte der vermeintliche Springbrunnen sich als Batterie aus etlichen Flaschen eines US-amerikanischen Getränkegiganten entpuppen, denen Witzbolde mit physikalisch-chemischen Tricks sechs Meter hohe Fontänen entlocken. Solche klebrigen Spiele mit dem Sprudel, dessen Grundrezept seit mehr als einem Jahrhundert geheim gehalten wird, boomen zur Zeit nicht nur in den USA. Das Internet ist voll mit Videos, die sogar eine Nachbildung der Springbrunnen des Bellagio-Hotels in Las Vegas mit 101 Zweiliterflaschen der Ex-Kult-Getränkemarke zeigen (http://www.eepybird.com). Den Trick der Do-it-yourself-Springbrunnen-Techniker kann jeder Chemiker oder Lebensmittel-Ingenieur ohne viel Nachdenken erklären. Schon als dieses Erfrischungsgetränk am 8. Mai 1886 zum ersten Mal in der Jakobs-Apotheke in der US-Südstaaten-Metropole Atlanta kredenzt wurde, hatte der Kriegsveteran John Stith Pemberton einen Sirup aus Extrakten der Kokapflanze, Kolanüssen und eines angeblich potenzstärkenden Pflanzensuds mit viel Sodawasser verdünnt, um die zähflüssige Pampe mit ihrem anregenden Effekt überhaupt schlucken zu können. Heute verwendet der Hersteller natürlich längst High-TechPräparate für sein Getränk, die Kohlensäure des damaligen Sodawassers aber ist exakt die gleiche geblieben.

Und genau auf die kommt es den Springbrunnen-Bastlern an. Liefert man dieser reichlich im Getränk gelösten Kohlensäure nämlich nur einen kleinen Anreiz, verwandelt sie sich in Kohlendioxid und Wasser. Das Wasser fällt in einer Zweiliter-Sprudelflasche kaum weiter auf, Kohlendioxid aber ist ein Gas und lässt rasch Bläschen entstehen. Wer seine Sprudelflasche kräftig schüttelt oder heftig auf den Boden stellt, gibt einen solchen Anreiz zur Gasbildung.

Dummerweise aber braucht so ein Gas erheblich mehr Platz als die Kohlensäure, aus der es entstanden ist. Den gibt es in einer geschlossenen Flasche aber nicht und der Druck steigt kräftig an. Schraubt man nun den Deckel von der Flasche, hat das Gas plötzlich den Platz, der ihm vorher verwehrt war - und ein Gemisch aus Gasblasen und Sprudel schießt dem unvorsichtigen Öffner ins Gesicht. Die zur Zeit boomenden Sprudelspringbrunnen funktionieren mit einem kleinen Schuss High-Tech genau nach dem gleichen Prinzip. Zunächst hält man mit einer Zange den Verschlussdeckel fest und bohrt ein Loch hinein. Je kleiner der Durchmesser, um so höher sprudelt hinterher die Fontäne, behaupten Physik-Lehrbücher und bestätigt die Praxis.

Um den Springbrunnen zu aktivieren, braucht man noch ein paar Kaubonbons, die zum Beispiel unter dem Handelsnamen Mentos vermarktet werden. Und wieder bohrt man vorsichtig ein Loch in die Bonbons. Fünf oder sechs dieser durchlöcherten Bonbons werden auf einer Büroklammer oder einer Angelleine aufgefädelt. Versenkt man dieses Gebilde in die Sprudelflasche, schraubt den durchlöcherten Deckel auf und tritt einen Schritt zurück, schießt bald eine Fontäne aus dem Gebräu.

Der Trick dabei sind die vielen winzigen Hubbel und Vertiefungen auf der Oberfläche des Kaubonbons. Die liefern nämlich den Anreiz für die Kohlensäure, sich in Kohlendioxid und damit in eine Fontäne zu verwandeln. Bohrt man ein Loch mit einem halben Zentimeter Durchmesser in den Verschlussdeckel, dürfte die Fontäne aus einer Zwei-Liter-Sprudelflasche bis zu sechs Meter hoch schießen. Und weil es eigentlich nur auf den Anreiz ankommt, funktioniert das Ganze natürlich nicht nur mit dem dunklen US-Getränk mit dem in jedem Winkel des Globus bekannten Markennamen, sondern eigentlich mit jedem Sprudel, der Kohlensäure enthält. Allerdings gibt es nur dann eine Fontäne, wenn man genug Sprudel überschäumen lässt. Erst das Kohlensäuregetränk trinken und danach einen Kaubonbon schlucken, lässt also keinen Teenager explodieren: Dazu hat man einfach zu wenig Sprudel im Bauch, das Kohlendioxid gast meist schon beim Schlucken aus und die Speiseröhre ist für einen ordentlichen Springbrunnen auch zu breit.

Video im Internet:

www.eepybird.com

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