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Panorama: Darf Breivik studieren?

Norweger streiten über Rechte des Amokläufers.

Stockholm - Pläne des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik, an der Osloer Universität Politikwissenschaften zu studieren, haben Aufregung ausgelöst. Gut zwei Jahre nach den Attentaten von Oslo und Utøya mit 77 Todesopfern steht erneut die Frage im Raum, inwieweit Bürgerrechte für alle gelten.

Im Gefängnis Ila, in dem der 34-Jährige seine Strafe verbüßt, hat man gegen ein Studium nichts einzuwenden. Protest kam aber von Bildungsministerin Kristin Halvorsen. Die Linkssozialistin, deren Partei seit Jahren für bessere Haftbedingungen wirkt, kündigte im Sender TV2 an, dem „Massenmörder, der ohnehin nie wieder freikommen wird“, das Recht Strafgefangener auf ein Studium vorenthalten zu wollen. Für ihre Aussagen wurde sie in den Medien hart kritisiert. „Wenn wir Breivik wie einen Menschen behandeln, tun wir das nicht um seinet-, sondern um unser selbst willen“, kommentierte die Tageszeitung „Aftenposten“.

Der Bescheid über eine Zulassung für Breivik, der keine Hochschulreife besitzt und daher nur einzelne Kurse belegen könnte, wird für kommende Woche erwartet. Trotz des Widerstandes der Dozenten sei man verpflichtet, ihn bei einem positiven Bescheid als Studenten zu akzeptieren, sagte Rektor Ole Petter Ottersen. In diesem Fall wäre laut Gefängnisdirektor Knut Bjarkeid nur ein Fernstudium aus der Zelle mit Kommunikation über Briefe statt über das Internet möglich. Ein Besuch von Seminaren und Vorlesungen komme nicht infrage.

Breiviks Pläne haben auch neue Diskussionen darüber ausgelöst, was der Sozialdemokrat Thorbjørn Jagland, Generalsekretär des Europarates und früherer norwegischer Ministerpräsident, „falsch verstandenen Liberalismus“ nennt: Im Namen der Meinungsfreiheit fänden Standpunkte wie die Breiviks in der norwegischen Öffentlichkeit immer selbstverständlicher Gehör. Anne Rentzsch

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