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Panorama: Darf ich etwas für Sie tun?

Die Roboterin EveR-1 sieht aus wie eine Frau. Sie kann sich verständigen und zeigt Gefühle

Die junge Koreanerin sieht mit ihren dunklen Haaren täuschend echt aus. Sie kann sich verständigen und Gefühle äußern. Und doch werden Menschen sie als Roboter entlarven, befürchtet der Psychologe Dietrich Dörner von der Universität in Bamberg. Ihr Lächeln wirkt nicht immer echt.

Dabei haben sich die Forscher vom Korea Institute of Industrial Technology wirklich Mühe gegeben. Der 160 Zentimeter große und rund fünfzig Kilogramm schwere Roboter ähnelt zumindest äußerlich einer hübschen, vielleicht zwanzigjährigen Koreanerin. Noch kann zwar die Maschine ihr Unterteil nicht bewegen, weil auch die besten Ingenieure einem Roboter bisher noch nicht beibringen können, sich ähnlich flüssig und anmutig wie Menschen zu bewegen. Bis Ende des Jahres aber wollen die Forscher ein neues Modell liefern, das immerhin stehen kann. Weil dieser EveR-1 genannte Roboter rund 400 Worte verstehen kann, könnte er zum Beispiel Besucher über eine Ausstellung im Museum informieren oder Kindern Geschichten vorlesen. Zwar gibt es bisher bereits ähnliche Roboter für solche Zwecke. Sie werden von vielen Menschen aber nicht akzeptiert, weil sie zu sehr an eine Maschine erinnern.

Ob sich diese Situation mit EveR-1 grundlegend ändert, bezweifelt Dietrich Dörner. Denn die Ingenieure haben die Roboterfrau zwar sogar mit Gefühlsausdrücken ausgestattet: Zum Lächeln ziehen winzige Motoren die Plastikteile der Mundwinkel hoch und der Roboter scheint tatsächlich zu schmunzeln. Aber der Roboter imitiert Gefühle wie Vergnügen, Freude, Ärger oder Sorge eben nur. Solche Nachahmungen eines Stirnrunzelns oder hochgezogener Augenbrauen aber entlarvt ein Gesprächspartner normalerweise relativ schnell, weil sie zum Beispiel im falschen Moment oder eine Idee zu spät oder zu früh kommen. Menschen können ja normalerweise auch echte Gefühlsregungen von gespielten gut unterscheiden. Schauspieler jedenfalls trainieren recht lange, bis sie einen überraschten Gesichtsausdruck so hinbekommen, dass die meisten Beobachter diese Haltung als authentisch empfinden.

Besser wäre es da allemal, den Roboter gleich mit richtigen Gefühlen auszustatten. Genau das versuchen Dietrich Dörner und seine Mitarbeiter seit einigen Jahren. Die Forscher haben dabei beachtliche Erfolge erzielt, ihre „Dampfmaschine“ jedenfalls kann anders als die koreanische Roboter-Frau richtig wütend werden oder auch panische Angst haben.

Allerdings haben die Forscher in Bamberg keine richtige Dampfmaschine mit Gefühlen ausgestattet, sondern nur eine Maschine im Computer nachgebildet. Diese virtuelle Dampfmaschine wiederum benötigt ab und zu virtuelles Wasser, um daraus Dampf zu machen. Dieses Wasser muss die Maschine sich selbst suchen, die Erfolgsaussichten dafür geben die Forscher vor.

Wird das Wasser im virtuellen Kessel langsam knapp, haben die Wissenschaftler der Maschine Reaktionen in die Computerprogramme geschrieben, die Menschen mit Angst auch zeigen: Sie tasten die Umgebung mit verschiedenen Sinnesorganen viel häufiger als normal ab – vielleicht findet die Maschine so ja schneller Wasser. Allerdings schaut man sich in solchen Situation nicht mehr sonderlich genau, sondern eher oberflächlich um und riskiert so erheblich mehr Fehler als ohne Angst. Eine ganze Reihe solcher Verhaltensweisen und ihre Differenzierungen haben die Bamberger Forscher um Dietrich Dörner ihrer virtuellen Dampfmaschine einprogrammiert. Und abhängig davon, wann der Roboter endlich Wasser findet, zeigt die Dampfmaschine plötzlich Gefühle, die bisher eigentlich nur Menschen zugesprochen wurden. Neigt sich der Wasservorrat zum Beispiel stark dem Ende entgegen, kann die Dampfmaschine ganz schön wütend werden oder sie gerät in Panik. Mit der Zeit haben die Bamberger Forscher ihren Maschinen immer mehr Verhaltensweisen als Reaktion auf bestimmte Situationen einprogrammiert. Und prompt zeigen die Maschinen zunehmend Emotionen. Agieren mehrere dieser Roboter mit Gefühlen miteinander, beobachten die Forscher manchmal sogar selbstloses Verhalten, wenn die Maschinen anderen eine Wasserquelle zeigen. Bisher wurde solches Verhalten als menschlich angesehen.

Wenn es eines Tages Forschern gelingt, Gefühlsäußerungen bei Angst, Zuneigung, Wut, Hysterie und Traurigkeit so zu perfektionieren, dass sie von den Menschen als authentisch empfunden werden, könnten diese menschlich aussehenden Roboter als Pflegekräfte, Kinderbetreuer und Partner im Haushalt eingesetzt werden.

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