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Hoffnung im Kampf gegen den EHEC-Erreger. Die von dem Heidelberger Nierenexperten Professor Franz Schaefer entdeckte Methode scheint zu funktionieren.

© AFP

Darmbakterium: EHEC - erste Erfolge mit neuer Therapie

Eine neue Therapie weckt Zuversicht. Noch ist nicht klar, ob das Mittel Eculizumab EHEC-Patienten hilft. Erste Rückmeldungen aus den Universitätskliniken sind aber positiv.

Im Kampf gegen das gefährliche Darmbakterium EHEC zeichnen sich erste Erfolge der neuen Therapie mit dem Antikörper Eculizumab ab. Das bestätigten mehrere Ärzte, die zurzeit Patienten mit dem Medikament behandeln, dem Tagesspiegel. „Bei einem Patienten hat die Hämolyse eindeutig nachgelassen. Nach meinem Eindruck hat Eculizumab bei diesem Patienten geholfen“, sagt Andreas Kribben, Nierenspezialist am Universitätsklinikum Essen. Dort werden zur Zeit zwei besonders schwer erkrankte Patienten mit dem Medikament behandelt. Bei dem anderen Patienten ließe sich der Erfolg noch nicht beurteilen, sagte Kribben. Auch Veit Busch, Nephrologe am Universitätsklinikum Münster ist vorsichtig optimistisch. „Der Zustand einer Patientin, die mit dem Antikörper behandelt wird, hat sich deutlich verbessert“, sagt er. Auch in Münster werden zurzeit zwei Patienten mit Eculizumab behandelt. „Es ist natürlich schwer zu sagen, ob das ein spontaner Verlauf ist. Aber im Moment sieht es eher so aus, als würden Patienten ansprechen.“ Ärzte mehrerer anderer Kliniken bestätigten diesen Eindruck. „Das alles ist aber kein wissenschaftlicher Nachweis“, betont Busch.

Bisher handelt es sich allerdings nur um Einzelfallberichte. Ob das Medikament wirklich hilft, wird erst eine Auswertung der Daten zahlreicher Patienten zeigen können. „Es ist einfach noch zu früh, um zu sagen: Wir haben hier ein Mittel“, sagt Ulf Panzer, Nephrologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist die gefährlichste Komplikation einer Infektion mit dem EHEC-Erreger. Das Gift des Bakteriums greift dabei die Nieren an. Häufig versagt das Organ, die Patienten können nur durch eine künstliche Blutwäsche, die Dialyse, am Leben gehalten werden. Mehr als 300 Menschen haben im Zuge des EHEC-Ausbruchs in Deutschland bereits das HUS entwickelt.

An mehreren deutschen Kliniken werden diese Patienten, wie bereits berichtet, seit einigen Tagen mit dem Antikörper Eculizumab behandelt. Das Medikament, das 2007 für eine seltene Bluterkrankung auf den Markt kam, war vorher bereits erfolgreich bei Patienten eingesetzt worden, die unter einer anderen Form des HUS erkrankt waren, die nicht durch eine EHEC-Infektion ausgelöst wird. Der Heidelberger Nierenspezialist Franz Schaefer hatte berichtet, auch ein Mädchen mit einer EHEC-Infektion mit dem Medikament erfolgreich gegen HUS behandelt zu haben.

Unter anderem auf der Grundlage dieses Berichts hat die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) heute ein Protokoll zur Behandlung mit dem Medikament herausgegeben. Danach kann HUS-Patienten mit schweren neurologischen Komplikationen, deren Zustand sich auch nach mehrmaligem Plasmaaustausch nicht bessert, das Medikament verabreicht werden.

Die Ergebnisse bei einzelnen Patienten möchte die Gesellschaft zentral sammeln. „Vonseiten der DGfN möchten wir erreichen, dass wissenschaftlich verwertbare Erfahrungen mit der Substanz gesammelt und publiziert werden können“, heißt es in einer E-Mail an die behandelnden Ärzte. In der Mail heißt es weiter, die Herstellerfirma Alexion Pharma stelle das Medikament kostenlos zur Verfügung.

Der EHEC-Ausbruch geht unterdessen weiter. Immer noch melden zahlreiche Kliniken neue Fälle. Dabei stellt sich immer mehr heraus, dass der Keim ungewöhnlich häufig und heftig auch das Gehirn angreift. „Wir haben hier in Hamburg immer mehr Fälle mit schweren neurologischen Symptomen“, sagt Panzer. Mindestens zehn Menschen sind bereits an einer EHEC-Infektion gestorben. Mehrere Menschen schweben weiter in Lebensgefahr.

Die Berliner Behörden haben jetzt zusätzliche Lebensmittelkontrollen angekündigt. „Die Spezialisten der Veterinärämter werden auf Großmärkten und in Geschäften 180 zusätzliche Proben nehmen“, sagte Regina Kneiding, Sprecherin von Berlins Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Katrin Lompscher (Die Linke), am Sonntag. Die Proben von Tomaten, Gurken und Salat sollen im Landeslabor Berlin-Brandenburg an der Invalidenstraße in Mitte getestet werden. Dort werden schon jetzt Lebensmittel auf EHEC-Erreger untersucht, die Ergebnisse werden für Anfang der Woche erwartet.

In Berlin wurden seit Beginn der EHEC-Welle insgesamt neun Fälle nachgewiesen, bei denen Patienten durch die Bakterien blutige oder wässrige Durchfälle bekamen. Die schlimmste EHEC-Variante mit dem sogenannten HUS-Syndrom wird derzeit bei sechs Berliner Patienten vermutet. Medizinische Proben der Patienten werden im nationalen Referenzzentrum in Wernigerode getestet, sagt Kneiding. mit kög

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