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Panorama: "Das ist der erste derartige Fall"

Es war außergewöhnlicher Überfall, nicht nur wegen der hohen Beute von 5,76 Millionen Mark. Erstmals in Deutschland haben sich bewaffnete Räuber in die Niederlassung eines Sicherheitsunternehmens gewagt.

Es war außergewöhnlicher Überfall, nicht nur wegen der hohen Beute von 5,76 Millionen Mark. Erstmals in Deutschland haben sich bewaffnete Räuber in die Niederlassung eines Sicherheitsunternehmens gewagt. Der Überfall auf eine Darmstädter Geldtransportfirma am Sonntagabend glückte nach Einschätzung von Fahndern, weil die Täter über Insiderkenntnisse verfügten. Der Millionenraub von Darmstadt macht damit wieder einmal deutlich, was für alle Unternehmen, die mit viel Bargeld umgehen, inzwischen zum größten Risiko geworden ist: Verrat.

"Das ist der erste derartige Fall", erklärt Andreas Paulick, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen am Montag in Bad Homburg. Überfälle auf die fast durchweg gut gesicherten Geldtransportunternehmen seien in den vergangenen Jahren in Frankreich verzeichnet worden, für Deutschland sei diese Art von Raub aber ein Novum.

Der Darmstädter Überfall lief mit äußerster Präzision ab. Gegen 16 Uhr hatte eine erste Mitarbeiterin des Sicherheitsunternehmens ihren Dienst aufgenommen. An diesem Tag sollten große Geldbestände gezählt und registriert werden, die von Fahrern am Sonnabendabend bei Einzelhandelsgeschäften abgeholt worden waren. Da die Kassen der Geschäfte an diesem ersten Sonnabend der Adventszeit besonders kräftig geklingelt hatten, lagerten in der Darmstädter Göbelstraße Münzen und Scheine im Wert von mehreren Millionen Mark. Derartige Summen können am Wochenende nicht mit Geldbomben bei den Banken abgeliefert werden. Aus diesem Grunde ist es üblich, dass das Geld zunächst in die Panzerschränke der Transportfirmen wandere und erst am Montag bei Geldinstituten abgeliefert werde. Doch dazu kam es in Darmstadt nicht mehr. Als gegen 18 Uhr eine zweite Bedienstete zur Nachtschicht erschien, wurde sie von den drei Tätern - zwei Männer und eine Frau - vor der Tür überwältigt und mit einer Pistole bedroht. Mit der Mitarbeiterin als Geisel gelang es dem Trio, in das Unternehmen einzudringen und die Sicherheitssysteme auszuschalten.

Während die beiden männlichen Täter mit dunklen Wollmützen vermummt waren, trug ihre Komplizin keine Maskerade. Die etwa 25 Jahre alte Frau, die als blond und sehr hübsch beschrieben wird, sollte den weiteren, nach und nach eintreffenden Bediensteten die Tür öffnen, ohne das diese Verdacht schöpften. Nachdem die Täter noch drei weitere Mitarbeiterinnen gefangen genommen hatten, ließen sie sich vier der fünf Geldschränke öffnen und räumten sie aus. Anschließend sperrten sie die Geiseln in den Keller und verschwanden.

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